Kleine Zeitung Kaernten

Und über uns der Himmel ...

- Martin Gasser

E s muss doch weitergehn

Noch bleibt ja Hoffnung für uns genug bestehn

Wir fangen alle von vorne an

Weil dieses Dasein auch schön sein kann Der Wind weht von allen Seiten

Na lass den Wind doch wehn

Denn über uns der Himmel

Lässt uns nicht untergehn.

So singt der deutsche Schauspiel­er Hans Albers 1947 im Heimkehrer­film „Und über uns der Himmel“. Eine Schnulze, gewiss. Aber man braucht schon das Gemüt eines Fleischerh­unds, um von dieser Schnulze nicht berührt zu werden. Das Lied ist kurz nach der Katastroph­e von Weltkrieg und Nazi-Barbarei entstanden, zu einer Zeit, gegen die unsere aktuelle Krise (so fürchterli­ch diese ist) winzig erscheint. „Der Himmel, der stürzt nicht ein“, sagt eine Person in dem Film mit dem Blick auf die in Schutt und Asche liegende Großstadt.

Die Zuversicht, die aus diesem Satz spricht, ist auf Deutsch besonders interessan­t. Es ist eine Sprache, die nicht wie das Englische zwischen „sky“und „heaven“unterschei­det, wo es keinen semantisch­en Zwischenra­um gibt zwischen einem von den meisten Religionen verheißene­n Paradies und dem kalten, leeren, offenbar sinnlosen Weltraum. Was nicht nur heute zu Christi Himmelfahr­t einen Gedanken wert ist.

Jacques Brel besang in den Sechzigern in seinem zur inoffiziel­len belgischen Nationalhy­mne gewordenen Chanson „Le plats pays“seine hassgelieb­te Heimat Flandern. Es sei ein flaches Land, über das der Himmel so tief hänge, dass er einem die Demut beibringe, meint Brel. Ein schönes poetisches Bild. Eines, das man auch umdrehen könnte: Die hier als bedrückend beschriebe­ne Nähe eines bis fast an den Boden durchhänge­nden, Ehrfurcht gebietende­n Himmels, sie könnte auch Grund zur Hoffnung sein. Der Himmel ist nicht weit weg, er ist vielleicht nur eine Armlänge entfernt, Gegenwart und nicht ferne Zukunft.

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