Kleine Zeitung Kaernten

Wie der Wald unser Immunsyste­m stärkt und hilft, unsere Sorgen zu überwinden. Also: Ab ins Dickicht!

Ab ins Dickicht: wie der Wald unser Immunsyste­m stärkt und hilft, Sorgen zu überwinden.

- APA, DANIELA MATEJSCHEK

Von Knoblauch bis zur Aromathera­pie: Derzeit kursieren viele Vorschläge, wie man das Immunsyste­m unterstütz­en kann. Manche davon ohne jeglichen wissenscha­ftlichen Beleg. Eine nachgewies­ene Stärkung der Abwehrkräf­te ist aber schon ganz einfach möglich: durch regelmäßig­e Spaziergän­ge im Wald.

Biologe und Gesundheit­sökologe Clemens Arvay hat sich intensiv mit den Auswirkung­en des Waldes auf den menschlich­en Körper auseinande­rgesetzt. „Gerade jetzt ist ein gutes Immunsyste­m wichtig. Waldluft enthält eine Vielzahl an bioaktiven Pflanzenst­offen, die direkt auf unser Immunsyste­m wirken“, sagt Arvay. Dazu zählen auch die von den Bäumen abgegebene­n Duftstoffe, sogenannte Terpene.

Feldstudie­n und Laborexper­imente konnten zeigen, dass Terpene das körperlich­e Abwehrsyst­em stärken. „Dazu kommt, dass die Produktion von Immunprote­inen, die ebenfalls zentral für unser Immunsyste­m sind, bei Waldspazie­rgängen vom Körper verstärkt

meint Arvay.

Daher spricht sich der Gesundheit­sökologe dafür aus, Städte intensiver zu begrünen: „Wir sollten Brachfläch­en nicht nur für Einkaufsze­ntren nutzen, sondern urbane Waldinseln schaffen“, so Arvay. Erst 2018 zeigte eine Studie, dass es in Europas Städten achtmal mehr asthmakran­ke Kinder gibt als auf dem Land. Auch psychische Erkrankung­en sowie HerzKreisl­auf-Probleme sind in Städten signifikan­t höher.

Der psychische­n Vorteile von Wald und Natur ist sich auch die Psychologi­sche Beraterin Burgi Karrer-Plamenig Regelmäßig verlagert sie Beratungsg­espräche mit Klienten nach draußen zu sogenannte­n Gedankengä­ngen. Aber auch alleine sind Gedankengä­nge möglich. „Man sollte sich dafür zwei Stunden Zeit nehmen“, empfiehlt KarrerPlam­enig. In diesen zwei Stunden heißt es dann: hinein ins Grün. Es empfiehlt sich, keine anspruchsv­olle Route zu wählen, sondern eine gemütliche Runde Zum- einfach-Drauflosge­hen. In der Stille des Waldes sollte man dann damit beginnen, sein Umfeld bewusst wahrzunehm­en: den Boden unter den Füßen, das Zwitwird“, schern der Vögel und das Rauschen des Windes.

„Im Wald beginnt sich Ruhe einzustell­en. Diese Ruhe ist die Basis dafür, im Gehen Gedanken zu entwickeln“, erklärt Karrer-Plamenig. Außerdem bemerke man in der Stille und Abgeschied­enheit, welche Themen aktuell so präsent sind, dass sie auch hier im Denken ihren Platz finden. Gerade aktuell seien viele Menschen überlastet und finden sich in schwierige­n Gedanken wieder, die sich im Kreis drehen und kein Ausbrechen ermögliche­n.

„Im Wald und im Gehen öffnet sich die Psyche hin zu neusicher.

en Möglichkei­ten und einem konstrukti­ven inneren Dialog“, sagt Karrer-Plamenig. So mache es die Natur möglich, den inneren Blick zu klären und Probleme neu zu ordnen. Stress enge den Fokus ein, der sich durch ein ruhiges Umfeld wieder erweitern und erneuern lasse.

Dass diese Art der Entspannun­g

im Umfeld des Waldes möglich ist, führen sowohl die Psychologi­sche Beraterin als auch der Gesundheit­sökologe auf die Wirkung des Waldes auf den Sympathiku­s und den Parasympat­hikus zurück. „Im Wald schaltet unser Nervensyst­em auf den Modus der Regenerati­on“, meint Clemens Arvay. Dieser Effekt kann auch gemessen werden. Sind wir gestresst, ist der Sympathiku­s, unser Nerv der Erregung, stark aktiviert. Verbringen Menschen Zeit in der Natur, zeigt sich, dass diese Aktivierun­g stark zurückgeht. Im Gegeneffek­t wird der Parasympat­hikus, der Nerv der Ruhe, stärker aktiviert. „Dieser Effekt wirkt sich positiv auf unser Immunsyste­m aus“, sagt Arvay. „Bei Stress geht unserem Immunsyste­m Energie verloren. Gehen die Stresshorm­one zurück, ist wieder mehr Energie für unser Immunsyste­m vorhanden.“

Gerade in Zeiten, in denen das Stressleve­l bei den meisten Menschen höher ist als üblicherwe­ise, raten die beiden Experten zu ausgiebige­n und regelmäßig­en Spaziergän­gen im Wald. So könne man Körper und Geist, ohne großen Aufwand, für aktuelle Herausford­erungen wappnen. Egal wie sich die Krise entwickeln wird, einer Sache ist sich der Gesundheit­sökologe sicher: „Hinaus in den Wald zu gehen, darf Menschen nie verboten werden.“

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ADOBE STOCK Spazieren im Wald fördert die Gesundheit
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KK Burgi KarrerPlam­enig ist Beraterin
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