Keine Spur von „Gummi, Gummi“
Gemütlicher Tagesausflug statt mehrtägige turbulente Party: Nur ein paar Hundert GTI-Fans sind nach Kärnten gekommen.
Rund 100.000 Besucher zählte man beim GTITreffen im Vorjahr und es gab auch einen geheimen Star unter den Fahrern: Jeffery Li. Der junge Chinese reiste mit seinem getunten Passat aus der Hafenstadt Guangzhou an. Für die über 10.000 km lange Fahrt brauchte er 28 Tage und traf pünktlich zum Start des Events in Kärnten ein.
Kein Wunder also, dass da so manchem GTI-Fan, der heuer angereist ist, ein bisschen schwer ums Herz wird. Denn: Das Treffen wurde offiziell abgesagt, und wer dennoch gekommen ist, der muss sich mit lediglich paar Hundert Gleichgesinnten zufriedengeben. Denn viel mehr sind rund um den Wörthersee nicht unterwegs. „Ich bin überrascht, dass fast gar nicht los ist“, sagt „Reini“aus Kirchdorf an der Krems, der es sich auf einem Klappstuhl auf dem Parkplatz unterhalb des Pyramidenkogelturms gemütlich gemacht hat. „Ich hoffe, das wird beim Wörthersee-Reloaded im September besser.“Denn da werde er sicher wieder anreisen. „Außer, es kommt eine zweite CoronaWelle.“
Ähnlich sieht es auch Nadine Grimme aus Wien. „Ich bin echt enttäuscht“, sagt sie und hat auch eine Erklärung für den geringen Andrang parat. „Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass Hotels und Pensionen noch geschlossen sind.“Auch sie werde wahrscheinlich am Abend nach Wien zurückfahren, oder, wenn die Stimmung doch noch ausgelassener wird, „im Auto übernachten“. An die Fahrertür hat sie übrigens einen Schriftzug angebracht, der die Situation für sie auf den Punkt bringt. Statt einer mehrtägigen turbulenten Party sind die meisten GTI-Fahrer diesmal eher für einen gemütlichen Tagesausflug gekommen, und auch, weil man ein bisschen neugierig war. „Wir sind seit zehn Jahren bei jedem Treffen dabei und wollten schauen, ob sich trotz Corona etwas tut “, sagen etwa Franz Winter und seine Tochter Tamara aus Liezen in der Steiermark. Was sie für
Zu normalen Zeiten hatten wir rund 4000 GTI-Gäste pro Tag, heuer geht es gegen null.
Johannes Pressinger,
Camping Arneitz,
Faaker See
Das kann man mit einem normalen GTI-Treffen nicht vergleichen. Die Polizei muss trotzdem ihre Präsenz zeigen.
Horst Binder,
Chefinspektor
den Tag geplant haben? „Wir drehen eine Runde um den See, fahren eventuell auf den Pyramidenkogel, gehen etwas essen und am Abend geht es zurück.“
Ausnahme aus Deutschland. In Reifnitz, dem Mekka des GTITreffens, ist die Stimmung eher beschaulich. Nur wenige haben es sich bei strahlendem Sonnenschein auf den Bänken oder in den Cafés und Restaurants am See gemütlich gemacht. Eine davon ist Lisa Lorenz aus Baden-Württemberg. Sie hat einen Zweitwohnsitz bei ihrem Freund in Oberösterreich, deshalb ist sie als Deutsche hier eine Ausnahme. Seit acht Jahren kommt sie zum Treffen nach Reifnitz und wollte sich als ausgewiesener GTI-Fan auch heuer nicht davon abbringen lassen. Was sie aber vermisse, sei diese ganz spezielle Stimmung, die vielen jungen Leute, die Autos. Auch wenn sie die Absage des Treffens verstehe. „Es wäre schon arg, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sonst hier wären.“Viele ihrer deutschen
GTI-Freunde sei die Situation zu unsicher gewesen, deshalb seien sie lieber zu Hause geblieben. Keine schlechte Idee, könnte man sagen, denn ohne triftigen Grund wäre die Anreise nach Kärnten illegal, wie Chefinspektor Horst Binder von der Landesverkehrsabteilung erklärt. „Da drohen Strafen bis zu 3600 Euro.“Auch für ihn ist die Situation ungewöhnlich. „Wir haben es fast nur mit österreichischen Lenkern zu tun“, sagt er. Bis auf wenige Ausreißer würden sich alle sehr diszipliniert verhalten. Aufgrund der Corona-Krise sei es auch nicht nötig gewesen, Verstärkung aus anderen Bundesländern anzufordern.
Ortswechsel Faaker See: Auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Nur ein paar GTIs, auf dem Parkplatz vor dem Camping Arneitz, in den vergangenen Jahren ein Hotspot des Treffens, gähnende Leere. „Sonst hatten wir pro Tag rund 4000 Gäste, heuer geht es gegen null“, sagt Arneitz-Chef Johann Pressinger.