Forscher entschlüsseln „Schlankheitsgen“
Wiener Forscher haben ein Gen entdeckt, das die Fettverbrennung anheizt.
Zu wenig Bewegung, zu süßes Essen – das können Ursachen für den Zuwachs an Fettpölsterchen und Körpergewicht sein. Aber nicht nur – auch unsere Gene haben einen Einfluss auf die Figur. Während die Forschung sich bisher darauf konzentrierte, jene Gene zu identifizieren, die mit krankhaftem Übergewicht einhergehen, sind Wiener Forscher rund um Josef Penninger den umgekehrten Weg gegangen: Sie suchten nach Gen-Varianten, die dazu führen, dass Menschen schlank bleiben – und wurden fündig: Sie konnten ein „Schlankheitsgen“identifizieren.
Das Forscherteam vom Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba) fand heraus, dass Mutationen des Gens ALK zu einer gesteigerten Fettverbrennung, einer verbesserten Glukosetoleranz und zu einem sehr schlanken Äußeren führen. Dazu nahmen sie die Gen-Profile von 47.102 gesunden, dünnen Menschen mit sehr niedrigem Body-Mass-Index aus einer Bio-Datenbank in Estland unter die Lupe. So fanden sie heraus, dass bei besonders schlanken Menschen eine Mutation des sogenannten ALKGens besonders häufig auftrat. In Tiermodellen zeigten sie dann: Wurde das ALK-Gen ausgeschaltet, blieben die Mäuse schlank, auch wenn sie gleich viel Nahrung zu sich nahmen und sich gleich viel bewegten wie normale Mäuse. Bei den Tieren ohne ALK-Gen zeigten sich ein höherer Energieverbrauch und eine verstärkte Fettverbrennung. Weitere Mausversuche legen nahe, dass der Ort des Geschehens dieser Schlankheitseffekte im Hypothalamus im Gehirn zu finden ist.
Für Penninger wurde damit eine „neue und wesentliche Schnittstelle im Gehirn“entdeckt, „die Nahrungsverwertung und Energiekreislauf steuert“. Die Hemmung des Gens „könnte eine neue Therapiemöglichkeit sein, um schlank zu bleiben“. Auch Bernhard Paulweber, Stoffwechselexperte der Uni Salzburg, sieht in der Studie eine Basis für neue Strategien zur Gewichtsreduktion – weitere Studien seien aber notwendig.