Ryanair bleibt hart: Lauda-Aus in Wien
Gewerkschaft verweigert die Unterschrift unter neuen KV. Ryanair macht Drohung wahr und schließt die Basis in Wien. 300 Jobs gehen verloren.
Was vor etwas mehr als zwei Jahren noch als „österreichische Lösung“gefeiert wurde, findet nun ein jähes Ende: Mit 29. Mai ist Laudamotion in Österreich Geschichte. Die Basis in Wien wird geschlossen.
Die Airline blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 2003 kaufte Formel-1-Legende Niki Lauda die Aero Lloyd Austria, nachdem die deutsche Mutter in die Pleite gerutscht war. Er benannte seine Airline in „flyniki“um. Ein Jahr später verkaufte er 25 Prozent an die Air Berlin, die die Fluglinie 2010 zur Gänze übernahm. Als die Air Berlin
2017 in die Insolvenz schlitterte, traf das auch auf die in „Niki“umbenannte Tochter zu. Doch da Niki Gewinne erwirtschaftete, war sie heiß begehrt. Die Lufthansa wollte schon zugreifen, was jedoch von der EU skeptisch gesehen wurde. Mit der IAG war schnell ein neuer Interessent gefunden. Dann entschied ein Gericht in Berlin, dass für die Insolvenz der Niki österreichische Behörden zuständig waren. Und so kam Namensgeber Niki Lauda wieder ins Spiel. Am 23. Jänner 2018 bekam sein Unternehmen „Laudamotion“den Zuschlag. Knapp zwei Monate später holte er die Ryanair an Bord. Im Jänner 2019 übernahm die irische Fluglinie die gesamte Laudamotion.
die Airline also aus Österreich. Vorangegangen war der Entscheidung ein hartes Ringen zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung. Diese drängte angesichts der Coronakrise auf einen neuen Kollektivvertrag mit veränderten Arbeitsbedingungen und einer Lohnkürzung von rund 20 Prozent. Das Fixum bei einem Berufseinsteiger in der Kabine wäre laut der Gewerkschaft vida bei 848 Euro netto gelegen. Eine Unterzeichnung sei daher undenkbar gewesen. Die Laudamotion-Geschäftsführung argumentiert mit variablen Gehaltsanteilen wie
Provisionen und Flugstunden, mit denen Einsteiger auf 1750 Euro brutto kämen – kein Nachverhandeln. Da die Positionen so verschieden waren, war keine Einigung möglich.
Der Flughafen Wien bedauert den Beschluss. 300 Mitarbeiter dürften nicht Opfer mangelnder Verhandlungsbereitschaft sein, heißt es in einer Aussendung. Seitens der Gewerkschaft sei man weiter zu Verhandlungen bereit, betont Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. „Unsere Hand bleibt ausgestreckt. Wir wollen aber eine Lösung mit Löhnen, von denen man leben kann.“Ganz aufgegeben hat Liebhart die Hoffnung noch nicht. Es brauche nur Bewegung aufseiten der Wirtschaftskammer.
Klar, rein formal sind Gewerkschaft und Wirtschaftskammer die Vertragspartner. Aber bei Unternehmens-KV wie jenem bei Lauda kann die WKO nur schwer gegen den
Willen der Firma etwas unterschreiben. In der Wirtschaftskammer herrsche deshalb auch Bedauern über die Haltung der Gewerkschaft, sagt Manfred Handerek, Geschäftsführer der Berufsgruppe Luftfahrt. „Das ist schlecht für den Standort, zumal die Mitarbeiter den neuen KV mehrheitlich unterstützt haben.“
Die 300 betroffenen Mitarbeiter sind inzwischen beim AMS zur Kündigung angemeldet. Wobei sie nicht sofort vor dem Aus stehen. Da auch die Laudamotion die Corona-Kurzarbeit in Anspruch genommen hat, gilt der einmonatige Kündigungsschutz. Die Kündigung kann daher frühestens mit 30. Juni ausgesprochen werden. Dazu kommen Kündigungsfristen, drei Monate für Cockpit-Personal und sechs Wochen für die Mitarbeiter in der Kabine.
Ein schwacher Trost. Denn angesichts der aktuellen Krise sind die Aussichten für freie Jobs in der Luftfahrt derzeit mehr als schlecht.