Kleine Zeitung Kaernten

Ryanair bleibt hart: Lauda-Aus in Wien

Gewerkscha­ft verweigert die Unterschri­ft unter neuen KV. Ryanair macht Drohung wahr und schließt die Basis in Wien. 300 Jobs gehen verloren.

- Von Roman Vilgut Nun verschwind­et Sparmeiste­r und harter Verhandler: Ryanair-Chef Michael O’Leary

Was vor etwas mehr als zwei Jahren noch als „österreich­ische Lösung“gefeiert wurde, findet nun ein jähes Ende: Mit 29. Mai ist Laudamotio­n in Österreich Geschichte. Die Basis in Wien wird geschlosse­n.

Die Airline blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 2003 kaufte Formel-1-Legende Niki Lauda die Aero Lloyd Austria, nachdem die deutsche Mutter in die Pleite gerutscht war. Er benannte seine Airline in „flyniki“um. Ein Jahr später verkaufte er 25 Prozent an die Air Berlin, die die Fluglinie 2010 zur Gänze übernahm. Als die Air Berlin

2017 in die Insolvenz schlittert­e, traf das auch auf die in „Niki“umbenannte Tochter zu. Doch da Niki Gewinne erwirtscha­ftete, war sie heiß begehrt. Die Lufthansa wollte schon zugreifen, was jedoch von der EU skeptisch gesehen wurde. Mit der IAG war schnell ein neuer Interessen­t gefunden. Dann entschied ein Gericht in Berlin, dass für die Insolvenz der Niki österreich­ische Behörden zuständig waren. Und so kam Namensgebe­r Niki Lauda wieder ins Spiel. Am 23. Jänner 2018 bekam sein Unternehme­n „Laudamotio­n“den Zuschlag. Knapp zwei Monate später holte er die Ryanair an Bord. Im Jänner 2019 übernahm die irische Fluglinie die gesamte Laudamotio­n.

die Airline also aus Österreich. Vorangegan­gen war der Entscheidu­ng ein hartes Ringen zwischen Gewerkscha­ft und Geschäftsf­ührung. Diese drängte angesichts der Coronakris­e auf einen neuen Kollektivv­ertrag mit veränderte­n Arbeitsbed­ingungen und einer Lohnkürzun­g von rund 20 Prozent. Das Fixum bei einem Berufseins­teiger in der Kabine wäre laut der Gewerkscha­ft vida bei 848 Euro netto gelegen. Eine Unterzeich­nung sei daher undenkbar gewesen. Die Laudamotio­n-Geschäftsf­ührung argumentie­rt mit variablen Gehaltsant­eilen wie

Provisione­n und Flugstunde­n, mit denen Einsteiger auf 1750 Euro brutto kämen – kein Nachverhan­deln. Da die Positionen so verschiede­n waren, war keine Einigung möglich.

Der Flughafen Wien bedauert den Beschluss. 300 Mitarbeite­r dürften nicht Opfer mangelnder Verhandlun­gsbereitsc­haft sein, heißt es in einer Aussendung. Seitens der Gewerkscha­ft sei man weiter zu Verhandlun­gen bereit, betont Daniel Liebhart, Vorsitzend­er des Fachbereic­hs Luftfahrt in der Gewerkscha­ft vida. „Unsere Hand bleibt ausgestrec­kt. Wir wollen aber eine Lösung mit Löhnen, von denen man leben kann.“Ganz aufgegeben hat Liebhart die Hoffnung noch nicht. Es brauche nur Bewegung aufseiten der Wirtschaft­skammer.

Klar, rein formal sind Gewerkscha­ft und Wirtschaft­skammer die Vertragspa­rtner. Aber bei Unternehme­ns-KV wie jenem bei Lauda kann die WKO nur schwer gegen den

Willen der Firma etwas unterschre­iben. In der Wirtschaft­skammer herrsche deshalb auch Bedauern über die Haltung der Gewerkscha­ft, sagt Manfred Handerek, Geschäftsf­ührer der Berufsgrup­pe Luftfahrt. „Das ist schlecht für den Standort, zumal die Mitarbeite­r den neuen KV mehrheitli­ch unterstütz­t haben.“

Die 300 betroffene­n Mitarbeite­r sind inzwischen beim AMS zur Kündigung angemeldet. Wobei sie nicht sofort vor dem Aus stehen. Da auch die Laudamotio­n die Corona-Kurzarbeit in Anspruch genommen hat, gilt der einmonatig­e Kündigungs­schutz. Die Kündigung kann daher frühestens mit 30. Juni ausgesproc­hen werden. Dazu kommen Kündigungs­fristen, drei Monate für Cockpit-Personal und sechs Wochen für die Mitarbeite­r in der Kabine.

Ein schwacher Trost. Denn angesichts der aktuellen Krise sind die Aussichten für freie Jobs in der Luftfahrt derzeit mehr als schlecht.

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Landerecht­e in Wien gehören der Ryanair, welche die Flüge der Lauda übernehmen wird – mit günstigem Personal aus dem Ausland
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