Protektionismus, die Falle in wirtschaftlichen Krisen
Wirtschaftliche Krisen haben die Tendenz, bestehenden Strukturwandel zu verstärken. Sie hinterlassen auch noch Jahrzehnte später messbare Verhaltensänderungen. Vielleicht werden die Effekte dieses Mal noch stärker sein als bei früheren Krisen; seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine tiefere Rezession. Andererseits wissen wir nicht, ob es nicht doch schnelle medizinische Fortschritte gibt. Zudem ist keine physische Infrastruktur zerstört, sodass die gewohnte soziale Infrastruktur zumindest theoretisch rasch wieder errichtet werden kann.
Es ist wahrscheinlich, dass wir nach der Krise eine Beschleunigung der Digitalisierung, eine stärkere politische Unterstützung zur Bekämpfung des Klimawandels und eine Tendenz zum Protektionismus infolge von Deglobalisierung erleben. Die Politik hat die schwere Aufgabe, Letztere einzudämmen. Die große
„Die große Depression als Folge
Depression in der Weltwirtschaftskrise
der Zwischenkriegszeit in der Zwischenkriegszeit war eine direkte Folge des
Protektionismus, der zuerst
war eine direkte als Weg aus der Wirtschaftskrise
Folge des gesehen wurde,
Protektionismus.“aber tatsächlich die wirtschaftliche Abwärtsspirale beschleunigt hat. Das heißt nicht, dass es keinen Sinn hat, sich über eine europäische Industriepolitik, Begrenzungen bei ausländischen Übernahmen systemrelevanter Industriebetriebe oder größere Sicherheit bei Lieferketten Gedanken zu machen. In den meisten Fällen wird aber die richtige Antwort eine international diversifizierte Wirtschaft mit möglichst offenen Handelsblöcken sein. Demgegenüber besteht bei der Digitalisierung und der Bekämpfung des Klimawandels eher die Gefahr, dass die internationale Politik es verabsäumt, die konjunkturellen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft auf den Strukturwandel auszurichten und damit eine Chance zu verpassen. Die Staaten, die hier an der Spitze sind, werden sehr wahrscheinlich schneller aus der Krise kommen und weniger Arbeitsplätze verlieren. Auch beim Konsum und bei der sozialen Interaktion wird es Verhaltensänderungen geben. Welche davon Bestand haben könnten, wird gerade in vielen aktuellen Forschungsprojekten untersucht.
leitet das Institut für Höhere Studien in Wien und ist Professor an der Universität Wien.