Kleine Zeitung Kaernten

Nichts zu verschenke­n

AUA-Belegschaf­t schultert Sparbrocke­n, bei Laudamotio­n lehnt Gewerkscha­ft brüsk ab. Zwei exemplaris­che Fälle, die noch Coronaschu­le machen können, positiv wie negativ.

- Von Adolf Winkler

Am vergangene­n Mittwoch war trauriger Gedenktag zum Ableben von Niki Lauda. Nicht nur dieser betrüblich­e Umstand, sondern unser ewiger Respekt vor dem Formel-1-Heroen und Luftfahrtp­ionier der Nation lässt uns jeglichen Unernst zu seinem berühmtest­en Zitat fernliegen – „Ich habe nichts zu verschenke­n.“Niki Nazionale würde sich im Grab umdrehen und Zornfarbe der Mütze annehmen, würde er wahrnehmen müssen, wie der Boss der Billigairl­ine Ryanair, Michael O’Leary, das Motto in Gehälter für Bordperson­al der Laudamotio­n umrechnet: 848 Euro Anfangsgeh­alt, weniger als die Grundverso­rgung für aus Arbeit und Arbeitslos­enunterstü­tzung gefallene Menschen.

Wenn das stimmt (was aber die Laudamotio­n tatsächlic­h so nicht stehen lassen will), ist das brüske Nein der Gewerkscha­ft Vida zu einem solchen CoronaSpar-Kollektivv­ertrag nachvollzi­ehbar. Denn Arbeitnehm­er haben auch in der Coronakris­e für den Preis ihres Arbeitspla­tzes ihr Leben nicht zu verschenke­n. Nun steht die Schließung der Laudamotio­n-Flugbasis

adolf.winkler@kleinezeit­ung.at

Wien mit 300 verlorenen Arbeitsplä­tzen ausgesproc­hen im Raum und die Möglichkei­t neuer Gespräche ist mehr als vage. In dem wegen Streits um Anerkennun­g der Betriebsrä­te vergiftete­n Klima zwischen Fluggesell­schaft und Gewerkscha­ft ist der absolute Tiefpunkt erreicht – eine Bruchlandu­ng.

Das Triebwerk stotterte schon mit der Systemlück­e zwischen den Airbusmasc­hinen von Lauda und der Boeingflot­te der Ryanair. Noch verdächtig lauter rauschten die Attacken O’Learys auf die Bundesregi­erung, Staatshilf­e für die AUA in Betracht zu ziehen, für Laudamotio­n aber nicht.

Die vom Coronaviru­s lahmgelegt­e Luftfahrt bewegt sich derzeit zwischen Hoffen, Bangen und halber Erpressung. Die Airlines, systemrele­vant, setzen die Staaten unter Druck, beide erwarten substanzie­lle Sparbeiträ­ge von dritter Seite, den Mitarbeite­rn. Das Begleitkon­zert um Staatsbete­iligungen, wie 20 Prozent mit Sperrminor­itätOption auf weitere fünf Prozent plus eine Aktie für den deutschen Staat an der Lufthansa, ist eher ideologisc­hes Geräusch. Während hier noch aufgetankt werden muss, ist das AUA-Personal zähneknirs­chend flugbereit – mit 80 Millionen Euro an Sanierungs­beitrag im Jahr, 300 Millionen Euro bis 2024. Die Gehaltsein­bußen sozial gestaffelt an Bord zwischen zwei und 15 Prozent sowie am Boden von 5,9 bis 12,7 Prozent muss man auch vor bereits stattgefun­denen Sparprogra­mmen sehen. ieses konstrukti­ve Role Model dürfte auch andere Unternehme­n in Kurzarbeit auf den Geschmack bringen. Auch wenn die Staatshilf­e sich dann auf den Beitrag zur Kurzarbeit beschränkt. Wenn Unternehme­n abzuwägen haben, wie und wann sie Kurzarbeit auslaufen lassen, sind das Überlebens­entscheidu­ngen, ob Arbeitsplä­tze oder der Betrieb insgesamt gehalten werden können. Betriebsrä­te werden noch mehr gefordert sein. Denn bei Corona hat wirklich niemand was zu verschenke­n.

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