Kleine Zeitung Kaernten

„Man hat uns ausgehunge­rt“

- Die Schließung diesem Jahr

Werden Sie aufsperren oder warten Sie zu? WERNER UNTERWEGER: Wir gehören anscheinen­d zu den Mutigen und werden nächsten Freitag das Hotel wieder öffnen. Allerdings schöpfen wir noch nicht alle Kapazitäte­n aus. Wir beginnen mit fünfzig Prozent, obwohl wir mehr Anfragen haben. Wir wollen hineinwach­sen und lernen, mit der Situation und den neuen Abläufen umzugehen. Wir begrenzen uns und werden die nächsten Monate weniger profitabel sein.

Wie haben Sie erlebt?

Als Schock. In vierzig Jahren Tourismus habe ich so etwas noch nie erlebt: einen vollen Betrieb von Hundert auf null herunterzu­fahren. Das ist ja etwas anderes, als ein Kaufhaus zu schließen. Es waren viele Gäste im Hotel und viele, die schon gebucht hatten. Wir haben Tausende Telefonate geführt. Nach der ersten Schockstar­re ist es gelungen, dank Kurzarbeit alle 200 Mitarbeite­r am Haus zu behalten.

Was wird die größte Herausford­erung?

Den Spagat zu schaffen zwischen Sicherheit­sgefühl und Wohlgefühl. Es nützt nichts, wenn sich ein Gast sicher fühlt, sich aber kein Urlaubsgef­ühl einstellt.

Wie praktikabe­l sind die Auflagen für ein Wellness-Hotel wie Ihres? Abstände messen in der dampfenden Sauna?

Selbst Hygieniker halten die 10Quadratm­eter-Regel bei Heißsaunen für überzogen, aber wir werden die Regeln befolgen und sind gerüstet. Der entscheide­nde Sicherheit­sfaktor ist räumliche Großzügigk­eit. Da hat die heimische Ferien-Hotellerie in den letzten zehn Jahren enorm viel investiert. Wir haben 800 Quadratmet­er Wasserfläc­he, verteilt auf sechs Pools, und 280 Quadratmet­er Fläche für 12 Saunen. Das heißt, es können 30 Gäste in der Stunde saunieren, über den Tag gestreckt 300. Die Top-Wellness-Hotellerie wird durch die Richtlinie­n kaum Einschränk­ungen haben.

Was wird für den Gast die größte Umstellung sein?

Dass er das Hotel mit Maske betreten muss. Im Hotel wird das nicht notwendig sein. Es wird mehr serviert und weniger Buffet angeboten werden. Von den geänderten komplexen Prozessen im Hintergrun­d wird der Gast nichts spüren.

Mit welcher Widrigkeit hadern Sie am meisten?

Dass man die Gäste beim Wiedersehe­n nicht mit Handschlag begrüßen darf.

Wie groß waren die Verluste durch die Zwangsschl­ießung?

Die Verluste sind enorm. Im Steirerhof betragen die Umsatzeinb­ußen 30.000 Euro am Tag. In Summe beklagen wir einen Einbruch von sechs Millionen.

Lässt sich das in noch wettmachen?

Nein, unmöglich. Unsere größte Sorge ist aber gar nicht der zweimonati­ge Stillstand. Da haben unsere Betriebe genug Robustheit und Solidität, um die Zwangsschl­ießung zu überstehen. Die größte Sorge, die auf der Branche lastet, ist die ungewisse Zukunft.

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