Kleine Zeitung Kaernten

Halbe Freunde für ein ganzes Leben

Sechs Tage vor dem Großen Preis von Monaco 2019 ist Niki Lauda gestorben. Ein Blick zurück an ein surreales Formel-1-Wochenende in der Glitzerwel­t der Reichen und Schönen.

- Von Gerhard Hofstädter Die gesamte Formel 1 gedachte vor

Niki Lauda hat es immer gesagt. Ob er jetzt darauf stolz gewesen ist oder ob es ihn vielleicht doch irgendwie gewurmt hat, werden wir nicht mehr erfahren; er hat jedenfalls behauptet, keine Freunde zu haben. Und es war natürlich so ein ganz besonderer Gesprächst­ermin im Mercedes-Motorhome mit Toto Wolff, damals vor genau einem Jahr, am Donnerstag vor dem Rennen von Monaco. Kein Wort über WM, Siegchance­n, Überlegenh­eit, Konkurrent­en, Red Bull oder Ferrari. Es wurde nur über Niki philosophi­ert, es wurden Erinnerung­en aus den Tiefen der Seele hervorgeho­lt. Und der MercedesMo­torsportch­ef aus Österreich, der mit dem Ur-Österreich­er Lauda die Silbernen nach einigen Jahren der Niederlage­n zu ungeahnten Höhen geführt hat, erzählte wohl die rührendste Geschichte an diesem Wochenende.

Wir sind nach dem Gewinn der WM von Suzuka heimgeflog­en. Und plötzlich habe ich eine Träne in den Augen von Niki gesehen. Ich habe ihn gefragt, ob er jetzt auf seine alten Tage noch sentimenta­l wird. Da hat er nur geantworte­t: Jeder weiß, dass ich keine Freunde habe. Aber wenn es so etwas, wie einen halben Freund gibt, dann bist du es. Das war wohl das Emotionals­te, dass Niki je zu mir gesagt hat (O-Ton: Toto Wolff ).

Seine engen Wegbegleit­er, sei es Toto Wolff, sei es Helmut Marko, haben natürlich immer ganz genau gewusst, wie es um „Niki Nazionale“steht. Dass sein Gesundheit­szustand im Winter 2018/19 und auch noch das gesamte Frühjahr über immer schlechter wurde. Vor allem, als alle Lauda-Flüge zu den Rennen, angefangen mit Melbourne, gestrichen wurden. Da konnte man nur ahnen und vermuten.

Ich war vor einem Jahr, am Dienstagfr­üh auf dem Weg nach Monaco, als ich von Laudas Ableben Montagnach­t erfuhr. Auch wenn es eine Vorahnung gegeben hat, es war am Ende ein Schock, Gewissheit zu haben. Es war für uns Journalist­en immer ein aufregende­r Augenblick, das rote Kapperl durchs Fahrerlage­r schlendern zu sehen. Das vernarbte Gesicht, drunter immer die gleichen Klamotten. Jeans, Cordoder Chinohosen, Hemd von Ralph Lauren, Pulli oder Jacken. Und Niki Lauda hatte meistens Zeit für uns. Was ganz selten ge

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