Armin Rohde über die Filmbranche in der Corona-Pause.
Armin Rohde über die Rückkehr ans Filmset, Folgen von Corona und Krimi-Katharsis. Morgen ist Rohde im ZDF zu sehen.
Sie sollten in wenigen Wochen für Dreharbeiten nach Mauritius aufbrechen und stünden aktuell am Ende des „Nachtschicht“-Drehs. Corona bringt alles durcheinander. Wie geht es jetzt weiter, Herr Rohde? ARMIN ROHDE: Das war der ursprüngliche Plan. In einer Woche wäre ich mit der neuen „Nachtschicht“-Folge fertig, die ich jetzt in zwei Wochen überhaupt erst beginne. Schauspieler ist man so, wie ein Krokodil ein Krokodil ist. Das verlernt man nicht so schnell. Die Dreharbeiten werden natürlich unter besonderen Bedingungen stattfinden. Wir haben da einen ganzen Katalog mit Hygienemaßnahmen gekriegt.
Was für Restriktionen sind das konkret?
Das sind in erster Linie einmal die Regeln, die sonst auch gelten: Abstandsregeln, Mundschutz. Außer man tritt vor die
Kamera. Unter solchen Umständen habe ich noch nie einen Film gedreht. Nachts zwölf Stunden zu drehen ist sowieso schon anstrengend. Wenn man dabei noch einen Mundschutz trägt, was das Atmen auch nicht gerade erleichtert – da bin ich gespannt, wie das wird. Diese ganze Geschichte ist ohne Vergleich in der Menschheitsgeschichte.
Sie zählen zu den gefragtesten Schauspielern Deutschlands, sind ein Vielarbeiter. Wissen Sie schon, wie es nach der „Nachtschicht“weitergeht?
Nein, das kann mir im Moment überhaupt niemand sagen. Alle Projekte sind auf Eis gelegt. Damit ein Film zustande kommt, gibt es eine endlose Reihe von Verabredungen, die von allen möglichen Leuten eingehalten werden müssen. Da wissen derzeit auch die Produktionsfirmen selber nicht weiter. Da
gepuzzelt ohne Ende. Es wird überlegt, wie Drehbücher geändert werden können und müssen, damit überhaupt etwas funktioniert.
Welchen Eindruck haben Sie vom aktuellen Zustand der Filmbranche?
Die Branche ist in einem katastrophalen Zustand. Das fängt bei den Teammitgliedern, die man vor der Kamera nie zu sehen bekommt, an. Und viele kleinere Produktionsfirmen werden diese Zeit höchstwahrscheinlich nicht überleben. Es wird in meiner Branche ein riesiger Kahlschlag entstehen, so wie in der Gastronomiebranche auch. Ich habe in den vergangenen Jahren viel gearbeitet und eine gewisse Reserve, auf die ich zurückgreifen kann. Ich stehe noch nicht gleich vor dem wirtschaftlichen Aus, aber vielen meiner Kollegen geht es ganz bitter.
Nehmen wir das filmische Angebot für zu selbstverständlich?
Ich weiß nicht, wie gefüllt die Pipelines sind. Meiner Erfahrung nach dauert es, nachdem ich einen Film gedreht habe, ein dreiviertel Jahr bis eineinhalb Jahre, bis er gezeigt wird. Aber irgendwann wird die Pipeline leer sein, und das ist ein Zeitraum, den man absehen kann. Wir werden sehen, wie notwenwird dig mein Berufsstand für diese Gesellschaft ist. Ich denke ja, dass mein Beruf ganz uralte Quellen hat: wie ein Steinzeitmensch, der sich abends eine Tiermaske aufsetzt und die Stammesgeschichte erzählt. Wodurch der Stamm auch seine Identität gefunden hat. Und das ist neben der Unterhaltung immer die Aufgabe von uns Schauspielern: Wir sind ein Spiegel, sind die Schamanen der Gesellschaft.
Was hat ein Krimi wie „Der gute Bulle“über uns zu erzählen?
Es ist Lars Beckers und auch mein Impetus: Krimi ist ein Vorwand, Menschen in Extremsituationen zu zeigen. An der Schnittstelle des Lebens, wo alles Mögliche aus dem Gleis gerät. Bis es möglicherweise in der Katastrophe endet. Dass Krimis die höchsten Einschaltquoten haben, hängt damit zusammen, dass man, ohne selber in Gefahr zu geraten, anderen gefährdeten Menschen zuschauen kann. Da wird das uralte Prinzip der Katharsis wirksam: Die Seele wird gereinigt und es werden neue Ideen aufgezeigt.