Kleine Zeitung Kaernten

Armin Rohde über die Filmbranch­e in der Corona-Pause.

Armin Rohde über die Rückkehr ans Filmset, Folgen von Corona und Krimi-Katharsis. Morgen ist Rohde im ZDF zu sehen.

- Von Daniel Hadler

Sie sollten in wenigen Wochen für Dreharbeit­en nach Mauritius aufbrechen und stünden aktuell am Ende des „Nachtschic­ht“-Drehs. Corona bringt alles durcheinan­der. Wie geht es jetzt weiter, Herr Rohde? ARMIN ROHDE: Das war der ursprüngli­che Plan. In einer Woche wäre ich mit der neuen „Nachtschic­ht“-Folge fertig, die ich jetzt in zwei Wochen überhaupt erst beginne. Schauspiel­er ist man so, wie ein Krokodil ein Krokodil ist. Das verlernt man nicht so schnell. Die Dreharbeit­en werden natürlich unter besonderen Bedingunge­n stattfinde­n. Wir haben da einen ganzen Katalog mit Hygienemaß­nahmen gekriegt.

Was für Restriktio­nen sind das konkret?

Das sind in erster Linie einmal die Regeln, die sonst auch gelten: Abstandsre­geln, Mundschutz. Außer man tritt vor die

Kamera. Unter solchen Umständen habe ich noch nie einen Film gedreht. Nachts zwölf Stunden zu drehen ist sowieso schon anstrengen­d. Wenn man dabei noch einen Mundschutz trägt, was das Atmen auch nicht gerade erleichter­t – da bin ich gespannt, wie das wird. Diese ganze Geschichte ist ohne Vergleich in der Menschheit­sgeschicht­e.

Sie zählen zu den gefragtest­en Schauspiel­ern Deutschlan­ds, sind ein Vielarbeit­er. Wissen Sie schon, wie es nach der „Nachtschic­ht“weitergeht?

Nein, das kann mir im Moment überhaupt niemand sagen. Alle Projekte sind auf Eis gelegt. Damit ein Film zustande kommt, gibt es eine endlose Reihe von Verabredun­gen, die von allen möglichen Leuten eingehalte­n werden müssen. Da wissen derzeit auch die Produktion­sfirmen selber nicht weiter. Da

gepuzzelt ohne Ende. Es wird überlegt, wie Drehbücher geändert werden können und müssen, damit überhaupt etwas funktionie­rt.

Welchen Eindruck haben Sie vom aktuellen Zustand der Filmbranch­e?

Die Branche ist in einem katastroph­alen Zustand. Das fängt bei den Teammitgli­edern, die man vor der Kamera nie zu sehen bekommt, an. Und viele kleinere Produktion­sfirmen werden diese Zeit höchstwahr­scheinlich nicht überleben. Es wird in meiner Branche ein riesiger Kahlschlag entstehen, so wie in der Gastronomi­ebranche auch. Ich habe in den vergangene­n Jahren viel gearbeitet und eine gewisse Reserve, auf die ich zurückgrei­fen kann. Ich stehe noch nicht gleich vor dem wirtschaft­lichen Aus, aber vielen meiner Kollegen geht es ganz bitter.

Nehmen wir das filmische Angebot für zu selbstvers­tändlich?

Ich weiß nicht, wie gefüllt die Pipelines sind. Meiner Erfahrung nach dauert es, nachdem ich einen Film gedreht habe, ein dreivierte­l Jahr bis eineinhalb Jahre, bis er gezeigt wird. Aber irgendwann wird die Pipeline leer sein, und das ist ein Zeitraum, den man absehen kann. Wir werden sehen, wie notwenwird dig mein Berufsstan­d für diese Gesellscha­ft ist. Ich denke ja, dass mein Beruf ganz uralte Quellen hat: wie ein Steinzeitm­ensch, der sich abends eine Tiermaske aufsetzt und die Stammesges­chichte erzählt. Wodurch der Stamm auch seine Identität gefunden hat. Und das ist neben der Unterhaltu­ng immer die Aufgabe von uns Schauspiel­ern: Wir sind ein Spiegel, sind die Schamanen der Gesellscha­ft.

Was hat ein Krimi wie „Der gute Bulle“über uns zu erzählen?

Es ist Lars Beckers und auch mein Impetus: Krimi ist ein Vorwand, Menschen in Extremsitu­ationen zu zeigen. An der Schnittste­lle des Lebens, wo alles Mögliche aus dem Gleis gerät. Bis es möglicherw­eise in der Katastroph­e endet. Dass Krimis die höchsten Einschaltq­uoten haben, hängt damit zusammen, dass man, ohne selber in Gefahr zu geraten, anderen gefährdete­n Menschen zuschauen kann. Da wird das uralte Prinzip der Katharsis wirksam: Die Seele wird gereinigt und es werden neue Ideen aufgezeigt.

 ??  ??
 ??  ??
 ?? ZDF (2) ?? Krimi-Standbeine des viel gefragten Schauspiel­ers: Rohde in „Der Gute Bulle“(mit Almila Bagriacik) und unten in „Nachtschic­ht“mit Barbara Auer
ZDF (2) Krimi-Standbeine des viel gefragten Schauspiel­ers: Rohde in „Der Gute Bulle“(mit Almila Bagriacik) und unten in „Nachtschic­ht“mit Barbara Auer

Newspapers in German

Newspapers from Austria