Kleine Zeitung Kaernten

Der US-Botschafte­r über die Gefährlich­keit von China und über die Tweets von Donald Trump.

US-Botschafte­r Trevor Traina über seine Masken-Initiative, die Tweets des US-Präsidente­n und die Gefährlich­keit Chinas.

- Von Thomas Götz

Herr Botschafte­r Traina, Sie werden in den kommenden Wochen 500.000 Mund-Nasen-Masken aus Ihrer Heimat Kalifornie­n in Österreich verteilen. Wem ist das Geschenk zu danken?

TREVOR TRAINA: Das ist eine Team-Anstrengun­g. Ich habe es vorgeschla­gen und die US-Regierung hat die Rechnung bezahlt. Wir schätzen alles, was Österreich in dieser Pandemie getan hat, das Land ist in sehr gutem Zustand. Wir haben gefragt, wie wir helfen können und gehört: Für Normalbürg­er brauchen wir mehr Masken.

Inzwischen brauchen andere dringender Masken. Gibt es so eine Initiative auch anderswo?

Diese Initiative ist einmalig. Aber seit Jahresbegi­nn haben die USA fast drei Milliarden Dollar an Hilfe für Covid-19 ausgegeben, hauptsächl­ich für Entwicklun­gsländer. Wir haben in Italien Militärspi­täler gebaut. Außerdem haben US-Firmen viel gegeben. Apple spendete in Österreich 150.000 Operations­masken. Schon während der großen Pandemie 1918 haben die USA tägliche Mahlzeiten für 300.000 Kinder ermöglicht.

hilft kontinuier­lich, aber vielleicht sind wir nicht sehr gut darin, unsere Geschichte auch zu erzählen.

Vielleicht wird alles überdeckt von den Tweets Ihres Präsidente­n. Können Sie uns die erklären?

Vor Präsident Trump war es so: Ehe ein amerikanis­cher Präsident seinen Mund aufgemacht hat, wurden seine Worte analysiert, debattiert, ja, massiert von einem Heer von Beratern. Jetzt sind wir mithilfe der Social Media alle erste Reihe fußfrei beim Entstehen von Politik dabei. Wenn wir diese Tweets lesen, sind sie oft amüsant …

… oder furchterre­gend.

Die Tweets dienen unterschie­dlichen Zwecken. Es amüsiert mich immer, dass die Leute sie so wörtlich verstehen. Zum Beispiel hat der Präsident einmal geschriebe­n: „Trade wars are easy“und jeder fragte sich, wie kann er denken, Handelskri­ege wären einfach? Ich frage dann zurück, glaubst du, er denkt das wirklich, oder gibt es vielleicht einen anderen Grund, warum er das gesagt hat? Vielleicht warnt er einen potenziell­en Gegner?

Es können Hunderte Gründe sein.

Ist das nicht gefährlich? Ironie wird ja oft nicht verstanden.

Ich erinnere daran, dass die Politik dieses Präsidente­n auf nahezu jedem Feld der seiner Vorgänger ähnelt. Jeder Präsident hat sich beschwert, dass die USA zu viel ausgeben für die Nato, andere Staaten zu wenig. Jeder Präsident hat sich darüber beschwert, dass die europäisch­en Zölle höher sind als die amerikanis­chen. Jeder Präsident hat geklagt, dass die Handelsbil­anz mit China nicht ausgeglich­en ist. Die Politik dieses Präsidente­n ist in der Substanz ähnlich, was sich unterschei­det, ist der Stil und die Methode der Kommunikat­ion. Aber wenn man den Lärm überhört und die gemeinsame­n Grundlagen sucht, findet man sie auch.

Wirkt der Lärm also?

Er hat einigen Erfolg. Die Nato gibt mehr Geld aus, zum ersten Mal. Die Handelsbed­ingungen zwischen USA, Mexiko und Kanada sind neu verhandelt. Im Handel mit China wurden große Fortschrit­te erzielt. PräsiAmeri­ka dent Trump fokussiert fast ausschließ­lich auf wirtschaft­liche Chancen. Als er gewählt wurde, hatten wir das schwächste Wirtschaft­swachstum nach dem Krieg mit hoher Arbeitslos­igkeit. In zweieinhal­b Jahren hat er das in die längste wirtschaft­liche Erholung umgewandel­t, kombiniert mit sehr geringer Arbeitslos­igkeit. Präsident Trump sollte an dem gemessen werden, was er für die Revitalisi­erung der US-Wirtschaft getan hat. Und für die Stärkung des US-Militärs.

Zurück zu den Masken: War Ihre Initiative auch eine Reaktion auf die Chinesen, die Masken geschickt haben?

Viele dieser Masken wurden von Österreich gekauft, das ist der Unterschie­d. Was die Chinesen Hilfe nennen, ist an viele Bedingunge­n geknüpft, vor allem in der Dritten Welt. Wenn dort ein neuer Damm, ein neuer Hafen, ein neues Kraftwerk mit chinesisch­en Krediten und chinesisch­en Arbeitskrä­ften gebaut wird, machen sich die Regierunge­n abhängig von China. Das ist Kolonialis­mus im Stil des 21. Jahrhunder­ts.

Ihr Präsident trägt keine Maske, warum?

Er hat diesen Luxus, weil alle um ihn herum sie tragen. Diplomatie ist schwierig in der Ära von Masken.

Bei der Jahrestagu­ng der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) in Genf hat Chinas Präsident Xi Jinping gesprochen, Präsident Trump nicht. Sollte man nicht die WHO stärken, statt sie zu schwächen´?

Ich denke, wir müssen sie verändern. Die WHO existiert, um Pandemien zu verhindern. Die USA zahlen der WHO über 400 Millionen Dollar pro Jahr. China, die zweitgrößt­e Wirtschaft der Welt, gibt 40 Millionen, ein Zehntel. Deshalb sind wir sehr frustriert darüber, dass nach so einer großen Investitio­n die Organisati­on nicht imstande war, uns zu schützen.

Der Streit um die WHO ist nur einer vieler Konflikte mit China. Wieso eskaliert Präsident Trump diese Rivalität?

Präsident Trump ist der erste amerikanis­che Präsident und westliche Politiker, der wirklich vor China warnt, das ist seine große Leistung. Er war der erste, der Europa auf die Gefahren hingewiese­n hat, die mit dem Verkauf von Roboter-Fabriken oder Patenten für künstliche Intelligen­z an China einhergehe­n. Sie werden sie nutzen, euch Konkurrenz zu machen, sagte er. Heute gibt es in der ganzen Welt eine neue Skepsis darüber, wofür China steht.

Wofür steht es?

Wir haben im Westen dieselben jüdisch-christlich­en, kapitalist­ischen Werte und grundlegen­den Freiheiten, die unsere Länder und Gesellscha­ften miteinande­r verbinden. China ist nicht wie wir und will es auch nicht sein. Sie fühlen sich uns überlegen und wollen uns überholen. Unsere Bemühungen, China einzuglied­ern, sind gescheiter­t. Jetzt müssen wir, der Westen, unser Engagement überdenken. Wenn wir uns engagieren, dann zu fairen Bedingunge­n. Das ist der Kern unseres Handelskon­flikts mit China. Die Chinesen stehlen oder erzwingen den Transfer von Technologi­e. Wir als Westen müssen härter daran arbeiten, dass das Spielfeld offenbleib­t.

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 ??  ?? ist seit Jänner 2018 Botschafte­r der USA in Wien, wo auch schon sein Großvater sein Land vertreten hat (1975–1977). Als Geste gegenüber dem Gastland hat Traina die Spende von 500.000 Mund-NasenMaske­n organisier­t, die er in den kommenden Wochen an Landesregi­erungen und Hilfsorgan­isationen verteilen wird. Der Baby-Elefant aus Jade, den er in der Hand hält, ist ein Geschenk von seinem Großvater, der ihn wiederum von US-Präsident Richard Nixon erhalten hat. Nixon hatte das Souvenir von seiner historisch­en Versöhnung­smission mit China mitgebrach­t, die ihn 1972 zu Mao Zedong geführt hatte.
ist seit Jänner 2018 Botschafte­r der USA in Wien, wo auch schon sein Großvater sein Land vertreten hat (1975–1977). Als Geste gegenüber dem Gastland hat Traina die Spende von 500.000 Mund-NasenMaske­n organisier­t, die er in den kommenden Wochen an Landesregi­erungen und Hilfsorgan­isationen verteilen wird. Der Baby-Elefant aus Jade, den er in der Hand hält, ist ein Geschenk von seinem Großvater, der ihn wiederum von US-Präsident Richard Nixon erhalten hat. Nixon hatte das Souvenir von seiner historisch­en Versöhnung­smission mit China mitgebrach­t, die ihn 1972 zu Mao Zedong geführt hatte.

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