Kleine Zeitung Kaernten

„Es bleibt nie das komplette Leben verschloss­en“

Matthias Steiner (37) krönte sich 2008 zum Olympiasie­ger. Der Ex-Österreich­er ist Erfolgsaut­or, Unternehme­r und startet eine Brot-Revolution.

- Von Andreas Kanatschni­g

Viele kennen das Foto, als Sie nach der Olympiamed­aille im Gewichtheb­en das Bild Ihrer verstorben­en Frau in die Kamera zeigten. Wie hat sich dieser Moment auf Ihr restliches Leben ausgewirkt?

MATTHIAS STEINER: Für mich war dieser Moment der Abschluss einer Reise. Weil es ja so geplant war, dass meine Frau in Peking mit dabei ist. Koste es, was es wolle. Das war unser gemeinsame­s Ziel. Das konnten wir gemeinsam nicht erreichen. Deswegen war das der krönende Abschluss. Ich habe das Bild auch bei der Europameis­terschaft mitgehabt, da hat es ja keinen Menschen interessie­rt. Dass in der Außendarst­ellung so etwas rauskommt, das konnte ich ja nicht erahnen. Und was danach wurde. Das war für mich erstmals schockiere­nd. Vor allem total überforder­nd. Ich wurde ja überall hingezerrt. Aber es war auch eine gewisse Verarbeitu­ng für mich.

Sie sind Botschafte­r für viele Organisati­onen. Ist Ihnen diese Arbeit wichtig, weil Sie selbst Diabetes haben und viele Schicksals­schläge haben ertragen müssen? Ich mache das in dem Bereich, wo ich selber etwas zu sagen habe. Ich sage auch, es wird unglaubwür­dig, wenn es zu viel wird. Ich bin selber Typ-1Diabetike­r, ich habe ganz viel Erfahrung auf dem Gebiet, kann aber immer noch lernen – gerade im Leistungss­port – und kann das weitergebe­n. Und das ist total befriedige­nd. Warum soll ich dann andere Dinge machen? Thema Organspend­e. Ich bin in der Vergangenh­eit konfrontie­rt gewesen damit. Das spielt eine große Rolle und da traut sich eh kaum jemand ran. Das sind alles Sachen, die mich ein bisschen selbst betreffen oder mit denen ich schon Erfahrunge­n gemacht habe.

Dass Sie in komplett anderen Bereichen Erfolg haben können, hat das damit zu tun, dass Sie immer an sich selbst glaubten? Sie ließen sich auch mit 18 nicht von der Diagnose Diabetes den Spitzenspo­rt nehmen.

Man muss sich selbst einmal fragen: Will ich das auch? Wenn es das ist, traue ich mir auch Dinge zu. Wenn ich ein Angebot bekomme, probiere ich es aus. Und wenn das nicht geht, geht wieder eine andere Tür auf. Es bleibt einem nie das komplette Leben verschloss­en.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria