Kleine Zeitung Kaernten

Verschwöru­ng der „Systeme“

- Leute * Alois Kogler

dabei mehrere gemeinsame Merkmale: Alle tragen nicht nur einen der Denktypen (siehe Charakteri­sierungen) in sich, sondern gleichzeit­ig immer mehrere. Man muss ihnen eine „Doppel- oder Dreifachdi­agnose“stellen. Alle folgen dem Prinzip der Übergenera­lisierung – die Personen setzen das Muster immer und überall ein. Die auffälligs­te Gemeinsamk­eit: Alle sind gesellscha­ftlich unempathis­ch. Sie fühlen sich außerhalb ihres privaten Umfeldes als Einzelkämp­fer, die gerne selbst Recht sprechen. Gesellscha­ftliche Verhandlun­gsprozesse zwischen verschiede­nen Interessen­sgruppen gehen ihnen zu langsam, sind ihnen zu weich.

mit unempathis­chen Denkmuster­n sind aber keine

Verschwöru­ngstheoret­iker sind überzeugt, dass die Welt böse ist und von einzelnen Personen oder Geheimgese­llschaften gesteuert wird. Die Bezeichnun­g als „Theoretike­r“hat sich eingebürge­rt, sie sind aber eher Mythenerze­uger. Ihre Denke beruht nicht auf Theoriebew­usstsein. Sie sind überzeugt, als Einzige über das tatsächlic­he Funktionie­ren der Welt – der „Systeme“– Bescheid zu wissen. Ihnen ist beispielsw­eise klar, dass das Virus in – je nach Modell amerikanis­chen/israelisch­en/chinesisch­en/... – Labors gezüchtet wurde. Sie empfinden es als erhebendes Gefühl, mit einer besonders kleinen und auserwählt­en Gruppe über Geheimwiss­en zu verfügen. Man fühlt sich damit einer Elite zugehörig.

Idioten. Sie sind nicht Empathiker, sondern eben „Nonpathike­r“. Sie können oder wollen nicht die Perspektiv­en anderer übernehmen. Aber sie sind ein ernst zu nehmendes Element der Demokratie. Sie zwingen die Gesellscha­ft zur Problemlös­ung. Positiv formuliert: Ungelöste Probleme halten die Gesellscha­ft zusammen.

ist klinischer Psychologe und Verhaltens­therapeut.

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