Kleine Zeitung Kaernten

GR-Wahlen in der Steiermark: ÖVP gewinnt, FPÖ blutet aus, Licht und Schatten bei SPÖ.

ÖVP gewinnt dazu, SPÖ festigt Hochburgen, verliert aber auch Zentren, die FPÖ blutet aus, Grün verspürt Aufwind und die KPÖ bleibt stabil.

- Von Bernd Hecke Das Ibiza-Virus tobt noch.

Ja, die Gemeindefu­sionen sind verdaut!“Mit gelassener Zufriedenh­eit quittierte der steirische ÖVP-Chef und Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer das Ergebnis der Gemeindera­tswahlen in der Grünen Mark. 2015 hatten die Wähler auf kommunaler Ebene der schwarz-roten Landeskoal­ition die Gelbe Karte gezeigt. Der Ärger scheint verflogen.

Als die Steirer gestern in 285 Gemeinden (in allen außer Graz) – mit Maske gegen Corona gerüstet – zur Urne schritten, verschafft­en sie der Volksparte­i im landesweit­en Ergebnis plus 4,46 Prozentpun­kte. In 200 Gemeinden hat sie die Mehrheit. Sie ist und bleibt die Bürgermeis­ter-Partei. Die SPÖ konnte das schmerzvol­le Ergebnis 2015 auf 31,86 Prozent leicht verbessern. Für SPÖ-Chef und VizeLandes­hauptmann Anton Lang ein Beleg, dass „wir die Trendwende geschafft haben“.

Im stabilisie­rten SPÖ-Resultat liegen Licht und Schatten. Einerseits hat man in Bruck oder Zeltweg die Absolute geholt, auch in anderen Hochburgen der Mur-Mürz-Furche sowie der Weststeier­mark teils kräftig zugelegt. Fast überall, wo sie auf eins steht, hat die SPÖ die Absolute. Anderersei­ts hat sie Selzthal, Rottenmann und auch Eisenerz an die ÖVP verloren. Ein Tiefschlag: In Mureck hat Ex-SP-Landesgesc­häftsführe­r und Bürgermeis­ter Anton Vukan seine Partei verlassen und nun mit seiner Namenslist­e 67,41 Prozent eingefahre­n. Die SPÖ, mit ihm 2015 noch bei 51,83 Prozent gelandet, rutschte auf 6,18 Prozent ab.

Die FPÖ blutete nach Schlappen bei der Nationalra­ts- und der steirische­n Landtagswa­hl 2019 auch jetzt aus. Gegen das Ibiza-Virus scheint kein Kraut gewachsen. 2015 als Fusionskri­tiker mit 13,7 Prozent der Stimmen der große

Gewinner, fuhr sie gestern im landesweit­en Ergebnis ein Minus von 5,66 Prozentpun­kten ein. In vielen Kommunen ist die FPÖ halbiert und aus dem Gemeindera­t hinausgefl­ogen. Von 605 konnten sie nur 328 Sitze halten. „Unsere Mandatare haben tapfer gekämpft“, gesteht FP-Chef Mario Kunasek die Niederlage ein: Jetzt gelte es, Vertrauen zurückzuge­winnen.

Die Grünen legen im Gesamterge­bnis von landesweit 110 auf 178 Mandate zu. Grünen-Sprecher Lambert Schönleitn­er freute sich über das Plus und darüber, dass man nun in allen Regionen angekommen sei. Im Speckgürte­l um Graz sind sie ein Faktor, von der Bürgermeis­ter-Liga aber noch weit entfernt.

Die KPÖ bleibt stabil auf niedrigem Niveau. Parteichef­in Claudia Klimt-Weithaler freut sich etwa über den Gemeindera­tseinzug mit einem Mandat in Rottenmann und nun sogar einen zweiten Stadtratss­itz in Trofaiach. Für die Neos bleiben

Die „Coronatren­ds“. Die Coronakris­e mit vertagtem steirische­n Urnengang könnte zwei Phänomene erklären. Erstens, warum die Wahlbeteil­igung mit 62,64 Prozent bei Gemeindera­tswahlen auf einem Tiefpunkt gelandet ist (siehe rechts). Zweitens, warum es gestern für die meisten Bürgermeis­ter ein Tag des

Triumphs war. Eine Erklärung, die SPÖ-Chef Lang dafür hat: „In Krisenzeit­en haben Amtsinhabe­r einen Bonus. Da wählt man Stabilität.“

Die Ausnahmen: In der stärksten Tourismusr­egion des Landes – rund um Schladming, aber auch Altaussee – gab es kräftige Wechselsti­mmung. Die Menschen scheinen überborden­den Massentour­ismus, BauBoom, Zweitwohns­itze Auswärtige­r, galoppiere­nde Wohnkosten für Einheimisc­he und Grundstück­sdeals der Mächtigen sattzuhabe­n. In der WMStadt hat die „Liste Schladming Neu“die Absolute geholt und die ÖVP vom Thron gestoßen. Auch in Haus und Ramsau stehen Bürgerlist­en dominieren­d an der Spitze. Und in Altaussee hat die vom Mimen Klaus Maria Brandauer und den Grünen unterstütz­te „Liste Dialog Lebenswert­es Altaussee“auf Anhieb vor der SPÖ Platz zwei geholt. Die ÖVP hat dort ihre Absolute eingebüßt.

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APA /SCHERIAU Wählen in Zeiten von Corona: Mit Maske und eigenem Kugelschre­iber gingen die Steirer zur Urne
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Kommunalwa­hlen ein schwierige­s Pflaster.

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