Nicht durch die Hand, sondern an der Hand
In Deutschland hat ein Sterbehilfeverein erstmals in einem Pflegeheim einem 90-jährigen Bewohner bei der Selbsttötung geholfen. Was im Nachbarland möglich, ist in Österreich (noch) verboten. Aber der Verfassungsgerichtshof hat in diesen Tagen darüber beraten. Es verwundert, dass dies gänzlich ohne öffentlich geführte Debatte geschah. Keine Diskussion, kein Aufschrei.
Die Kernfrage lautet: Gehört zum Recht auf das Leben auch ein Recht, getötet zu werden oder zu töten? Die Beschwerdeführer fordern Letzteres beim VfGH mit bewegenden Beispielen ein. Aber ist das tatsächlich human?
Ein Faktencheck legt nahe, dass aus dem vermeintlichen „Recht zu sterben“rasch eine „Pflicht“werden kann. So beträgt der Anteil derer, die in den Niederlanden
„Faktum ist, dass durch Beihilfe zum
in allen Ländern, Selbstmord starben, inzwischen 4,5 Prozent. Im
in denen Hilfe zur
Jahr 2017 waren es 6500
Selbsttötung erlaubt Personen. Seit der Einführung ist, die Rate im Jahr 2002
massiv ansteigt. haben mehr als 60.000
Menschen die Beihilfe
Die Ausnahme
zur Selbsttötung in Anspruch
wird zur Norm.“genommen. Nicht alle ganz freiwillig, wie der erschütternde Fall einer 74-Jährigen aus Den Haag beweist. Sie hatte vor ihrer Erkrankung verfügt, dass sie im Falle eines unerträglichen Leidens getötet werden wolle: „Wenn ich denke, dass die Zeit dafür reif ist.“Nachdem die Demenz stark voranschritt, entschieden andere darüber, wann die Zeit reif war.
Fakt ist, in allen Ländern, in denen die Hilfe zur Selbsttötung erlaubt ist, steigt die Rate massiv an. Aus der Ausnahme wird die Norm. Angebot erzeugt Nachfrage. Aber Suizid braucht keine Unterstützung. Suizid braucht Vorbeugung. ie meisten Menschen wollen weder ihren Angehörigen noch der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem zur Last fallen. Wir helfen ihnen nicht, wenn wir ihnen suggerieren, ihr Leben sei nichts wert. Ziel einer menschlichen Gesellschaft kann nur sein, das zum Leben dazugehörige Sterben gut zu begleiten, schmerzfrei und geborgen, unnötiges Leiden vermeidend.
Nach dem Slogan: Nicht durch die Hand, sondern an der Hand!
Dist Geschäftsführerin des Katholischen Familienverbandes Kärnten.