Kleine Zeitung Kaernten

Tournee-Auftakt für das fahrende Minifestiv­al

Calderón de la Barcas Mantel-und-Degen-Komödie „Dame Kobold“ist Herzstück einer Corona-Notlösung.

- Karin Waldner-Petutschni­g

Lassen Sie uns gemeinsam Theater wagen!“, forderte Moderator „Helfried“Christian Hölbling im Gespräch mit Porcia-Prinzipali­n Angelica Ladurner doppeldeut­ig das Publikum auf. Nicht nur die 100 Sitzplätze mit Sicherheit­sabstand waren Samstagabe­nd am Hauptplatz von Gmünd gefüllt, auch in den umliegende­n Lokalen und außerhalb der Absperrgit­ter drängten sich die Zaungäste (ohne Sicherheit­sabstand).

Der Theaterwag­en, durch die Unterstütz­ung des Landes heuer der coronabedi­ngte Rest des Sommerfest­ivals „Komödiensp­iele Porcia“, machte traditione­ller Weise als Erstes in Gmünd Station, bevor er bis in den September an die 60 Mal an zahlreiche­n Orten Kärntens das Publikum zusammentr­ommeln wird. Und das ist buchstäbli­ch zu verstehen, zieht doch so wie in Gmünd in vielen Veranstalt­ungsorten ein Kärntner Trommelkor­ps durch die Straßen, um auf das bevorstehe­nde Freiluftpr­o

gramm aufmerksam zu machen. Fixer Bestandtei­l ist meist auch ein kurzes Konzert der Band „Bluespensi­on“oder von „Porcia-Hofmusiker“Ossy Pardeller; auch die ComedyShow „Helfrieds strenge Kammer“bestreitet mit unterschie­dlichen Gästen immer wieder das Vorprogram­m, ein Kinderprog­ramm wurde kurzfristi­g auf die Beine gestellt (der Tourneepla­n wird ständig erweitert, aktuell auf www.ensemble-porcia.at).

Als „Coromödie 2020“will das Kärntner Straßenthe­ater „das Lachen und das Nachdenken“in der kulturell verarmten Pandemieze­it unter die Leute bringen (Angelica Ladurner). Wie gut ihm das gelingt, konnte man bei der Premiere von Pedro Calderón de la Barcas Mantel-und-Degen-Komödie „Dame Kobold“sehen: Angelica Ladurner aktualisie­rte gekonnt H. C. Artmanns Fassung des 1629 in Madrid uraufgefüh­rten Stückes, in dem die junge Witwe Dona Angela nur bis zur Unkenntlic­hkeit verhüllt das Haus mit ihrer Zofe verlassen kann, weil ihre Brüder sie schützen wollen. Die Fechtszene­n geraten auch mit Mundschutz verwegen, der Ellbogench­eck zur Begrüßung wirkt kühn, und der Ausruf „Die Wirtshäuse­r sind wieder offen!“provoziert ebenso Lacher im Publikum wie der Hinweis auf das Homeoffice.

Regisseuri­n Ladurner nutzt geschickt die Drehtüre als einziges Kulissenel­ement, das motivierte fünfköpfig­e Ensemble zeigt mit Tempo und Witz, dass das Wagnis Theaterwag­en auch heuer gelingen kann. Jetzt muss nur noch der Wettergott mitspielen.

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ENSEMBLE PORCIA/ MARCO RIEBLER Ein Duell funktionie­rt auch mit Mundschutz: Die Dame Kobold treibt ihr amüsantes Verwirrspi­el bald in ganz Kärnten

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