Wer trägt die Verantwortung an dem Inferno?
Bis zum Montag gibt Libanons Regierung der nationalen Untersuchungskommission Zeit: Dann müssen die Schuldigen gefunden sein.
Was hat die Explosion in Beirut ausgelöst? Aufgrund von Spekulationen über ein Waffenarsenal der Hisbollah (Bericht rechts) rückt die radikale Miliz erneut ins Rampenlicht. Die Hisbollah, auf Deutsch die „Partei Gottes“, ist eine islamistisch-schiitische Bewegung, die im Westen vor allem durch ihre militärischen Auseinandersetzungen mit Israel bekannt ist. Sie kontrolliert Teile des Libanon als eine Art „Staat im Staat“militärisch, aber auch politisch über ihre Partei, die im Parlament vertreten ist. Hassan Nasrallah fungiert als Oberbefehlshaber der Miliz.
Die Hisbollah entstand 1982 als Widerstandsbewegung zur damaligen israelischen Besatzung und mit Unterstützung des Iran – sie gilt als verlängerter Arm Teherans im Libanon. Seit 1992 ist sie in der Nationalversammlung vertreten und stellt nach der Parlamentswahl 2018 etwa 10 Prozent der Parlamentsabgeordneten.
Im Laufe der Zeit hat sie sich zu einem militärischen und sozialen Machtfaktor entwickelt, der für zahlreiche Anschläge gegen die israelische Armee verantwortlich gemacht wird.
Auf ihrem letzten Foto strahlten die Feuerwehrleute in dem Minibus noch gut gelaunt in die Kamera. Brand im Hafengelände, das zehnköpfige Team glaubte sich am Dienstagnachmittag auf einem Routineeinsatz. Vor Ort versuchten sie zunächst, mit einer Brechstange das schwere Eisentor der Halle 12 zu öffnen, um an den Brandherd heranzukommen, dessen Rauch aus den Oberlichtern quoll. Plötzlich explodierte die Halle neben dem gigantischen Getreidesilo.
Eine erste Säule aus grau-weißem Rauch schoss in den Himmel. Zahlreiche kleinere Blitze sind auf Handyvideos von Augenzeugen zu sehen. Kaum 30 Sekunden später dann verwandelte ein orange-roter Mammut-Pilz von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat halb Beirut in ein Trümmerfeld. 137 Tote wurden bisher geborgen, darunter die zehn Feuerwehrleute sowie eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft. Über 5000 Menschen sind laut offiziellen Angaben verletzt, 300.000 verloren ihre Wohnungen.
Und so konzentriert sich die verzweifelte Wut der Libanesen vor allem auf die Frage, wer die Verantwortung für die Beiruter Jahrhundertkatastrophe trägt. Bis kommenden Montag gab Li
Regierung der nationalen Untersuchungskommission Zeit. Sämtliche Verantwortlichen des Hafens, die sich der Gefahr in Halle 12 seit Jahren bewusst waren, wurden unter Hausarrest gestellt. Sie alle gelten als hochkorrupt. Heimlicher Herrscher an den Kais ist die Hisbollah (siehe Artikel links). Schmiergelder der Importeure machten den Beiruter Hafen zu einer der lukrativsten Einnahmequellen des Landes.
Zollbehörde, Badri Daher, dagegen reklamierte für sich in einem Fernsehinterview, zwischen 2014 und 2017 in sechs Briefen an die Justiz vor den Gefahren gewarnt und einen Export des Ammoniumnitrats, eine Übergabe an die Armee oder einen Verkauf an die private „Lebanese Explosives Company“vorgeschlagen zu haben, ohne dass jemals eine Reaktion erfolgte.
Seit Mittwoch werden die für Beirut bestimmten Schiffe zu dem wesentlich kleineren Hafen von Tripolis umgeleitet. Nach Informationen der Zeitung „L‘Orient – Le Jour“hat dort unmittelbar nach dem Beiruter Unglück bereits der Streit zwischen den verschiedenen Clans begonnen, wie künftig die Schmiergelder für die zusätzlichen Beirut-Container verteilt werden sollen. Wegen dieser allgegenwärtigen Korruption bezweifeln viele Libanesen, dass die ganze Wahrheit über Halle 12 jemals ans Tageslicht kommt. Er habe keine Ahnung, was das erste Feuer ausgelöst habe, sagte der Generaldirektor des Hafens, Hassan Koraytem, und fügte hinzu, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, nach Schuldigen zu suchen. „Wir leben in einer nationalen Katastrophe.“
Libanons Innenminister Mohammad Fahmy erklärte, man brauche bei den Ermittlungen keine Unterstützung internationaler Experten. Das nährt den Verdacht, dass sich in Halle 12 möglicherweise auch ein Waffenlager der Hisbollah befand, in dem die verheerende Apokalypse ihren Ausgang nahm. Die Umstände, die zu der Detonation des gelagerten Materials führten, seien bisher nicht klar, schrieb „Human Rights Watch“. Angesichts des „vielfachen Versagens der Verbanons