Kleine Zeitung Kaernten

Vom Wunderkind zum Wissenscha­ftler

KÄRNTNER DES TAGES. Bariton Bartolo Musil (46) singt, komponiert, unterricht­et und forscht. Nächste Woche tritt er beim „Trivium“auf.

- Von Karin Waldner-Petutschni­g

Drei Wege führen ihn kommenden Freitag zurück in seine Heimat Kärnten: Eingeladen kommt nach Globasnitz/Globasnica, (Drei der von Sänger Wege/Tri Janez zum mit Gregoricˇ poti) „Trivium“Auftragsko­mpositione­n dem von seit Gregoricˇ, 20 Jahren Fabjan bestehende­n, Hafner und Rudi Benetik gegründete­n Kulturfest­ival auf dem Hemmaberg. „Es war ein künstleris­ches Blind Date“, schmunzelt Bartolo Musil, der vertonte Gedichte von Pier Paolo Pasolini und Fabjan Hafner im Gepäck haben wird.

Seiner prache als ältester sein“, bekannten kann meint von eine Klagenfurt­er Musil, drei Art Söhnen Heimat der Mit Hoteliersf­amilie Lyrik, die sich entstammt. im Spannungsf­eld von Sprache und Heimat bewegt, beschäftig­t sich Musil besonders gern, Ingeborg Bachmanns Gedichte waren nach eigenen Worten „Lebensrett­er“für ihn. Warum er die friulanisc­hen Gedichte von Pasolini vertonte? „Pasolini trage ich schon lange in meinem Herzen herum“, erzählt der Musiker. „Für ihn war Friulanisc­h eine

Projektion­sfläche für die Heimat, die man nicht hat.“Diese Texte Zeile für Zeile mit Musik zu überschrei­ben, ohne die Sprache zu können, war die besondere Herausford­erung des Projektes. Keine neue Erfahrung für Musil, der zwar Englisch, Französisc­h und Italienisc­h sprechen und singen kann, nicht aber Friulanisc­h und Slowenisch. 2017 hat er bereits (auf Deutsch übersetzte) Gedichte von Maja Haderlap für den Carinthisc­hen Sommer vertont, und auch Texte von Cvetka Lipuˇs, die ebenfalls auf dem Hemmaberg zu Gast sein wird, singt der 46-Jährige – „phonetisch, weil ich die Sprache ja nicht verstehe“.

Für kein das Problem: musikalisc­he von einst Schon offenbar Wunderkind früh beschäftig­te sich Bartolo Musil mit Musik, komponiert­e bereits als Schüler, erhielt Klavierunt­erricht am „Konse“in Klagenfurt und begann mit 14 Jahren, am Mozarteum als Gasthörer Kompositio­n zu studieren. Sein Gesangsdeb­üt am Klagenfurt­er Stadttheat­er gab er mit 12: „Bei uns im Hotel waren oft Sänger zu Gast, die haben mir gesagt,

dass das Stadttheat­er einen Knabensopr­an für Menottis ‚Amahl‘ sucht.“Also rief der kleine Bartholomä­us ohne Wissen der Eltern an, meldete sich zum Vorsingen – und wurde prompt genommen.

Ich geschenkt habe viele bekommen“, Möglichkei­ten sagt er heute bescheiden und erinnert sich an seinen Kompositio­nsauftrag für die Camerata Carinthia von Wolfgang Czeipek im Alter von 15 Jahren. Die Eltern – „Sie sind Geschäftsl­eute, keine Musiker“– förderten ihn, bestanden aber weitsichti­g auf die Matura. Danach ging’s für den, heute mit seinem Partner in Wien und Niederöste­rreich lebenden Künstler, eine Zeit lang nach Berlin, Wien und schließlic­h auf die Kunstuni nach Graz. Zu seinen Lehrern zählten daneben Stars wie Walter Berry und Thomas Quasthoff. Es folgten Auftritte in Deutschlan­d, beim Carinthisc­hen Sommer, den Musiktagen Mondsee und in der Oper Zürich. Für das Wiener Konzerthau­s und den Musikverei­n schrieb er mehrfach Auftragswe­rke. Zur Doppelbega­bung Gesang und Kompositio­n kam mit der künstleris­chen Forschung über Musik bald eine dritte Leidenscha­ft dazu, die Musil mit einem Doktorat in Graz unterstric­h. Theorie und Praxis verbindet der im Sternzeich­en Stier Geborene seit 2015 als Professor an der Salzburger Universitä­t Mozarteum. Tanzt er da nicht auf vielen Kirchtagen gleichzeit­ig? Das wäre ihm auch vorgeworfe­n worden, bedauert er halbernst, um gleich darauf zu lachen: „Mein Problem war schon immer die Work-Work-Balance!“

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 ??  ?? Als Orfeo bei den Antikenfes­tspielen Trier (li.), als Pluto im „Orpheus“von Telemann in der Oper Magdeburg, mit Pianistin Magda Amara (re.)
Als Orfeo bei den Antikenfes­tspielen Trier (li.), als Pluto im „Orpheus“von Telemann in der Oper Magdeburg, mit Pianistin Magda Amara (re.)
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