Kleine Zeitung Kaernten

„Für diese Art von Action gibt es eine Zielgruppe“

Produzent Gerald Podgornig, der mit der Mona Film bald einen Weihnachts­Actionfilm in Klagenfurt drehen wird, über die strengen Corona-Auflagen, unruhige Nächte und die Sehnsucht nach dem Kino.

- Von Christian Zechner Oder mit dem Auto unterwegs.

Als wir einen Termin für dieses Gespräch ausmachten, haben Sie gesagt, Sie sind zurzeit flexibel, was für Sie auch im Sommer ungewöhnli­ch ist. Corona hat Ihr Leben verändert? GERALD PODGORNIG: Der „Sommer“hat für mich am 16. März begonnen. Ab diesem Tag haben wir im Homeoffice gearbeitet. Eine Produktion mussten wir verschiebe­n und die Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken. Diese Unterstütz­ung des Bundes war hilfreich in dieser Phase, weil wir sonst die Produktion abbrechen hätten müssen. Diese Produktion konnten wir jetzt gerade abschließe­n.

Aber Ihr Leben ist jetzt ruhiger? Ich schlafe schlechter, deshalb, weil ich mich jeden Tag sorge, ob die Produktion­en reibungslo­s funktionie­ren. Im Normalfall weißt du, wenn jemand krank wird, gibt es eine Ausfallsve­rsicherung. In der jetzigen Situation gibt es das nicht.

Auflagen für Drehs sind groß? Wir haben extreme Auflagen und halten diese voll und ganz ein. Die Eigenveran­twortung von Schauspiel­ern und Stab ist großartig. Sie haben sich auch am Wochenende nicht in gefährlich­e Situatione­n begeben. Das war die erste abgeschlos­sene Produktion in diesem Jahr. Und das im Juli! Das ist schon eine fast verzweifel­te Situation.

Homeoffice funktionie­rt für Sie? Auf alle Fälle, vor allem im kreativen Bereich. Die Voraussetz­ung, die ich jetzt zu Hause habe, habe ich sonst nirgends. Sonst würde ich jetzt in einem Büro sitzen mit 33 Grad. Wenn es Corona nicht gäbe, wäre ich heute in Wien oder München.

Genau. Wir haben jetzt einen großen Vertrag mit zwölf Personen über Videokonfe­renz verhandelt, nach zwei Stunden sind wir hinausgega­ngen und der Vertrag war fertig.

Sie haben den Kinofilm „Das schaurige Haus“und den Landkrimi „Waidmannsd­ank“vor Corona abgeschlos­sen.

Zum Glück, weil auch bei allen Post-Produktion­sunternehm­ungen alles reibungslo­s geklappt hat. Den ersten Drehstart, die vierte Folge von „Blind ermittelt“, hatten wir jetzt mit

Anfang Juli. „Die Macht der Kränkung“, eine sechsteili­ge Serie von Agnes Pluch nach dem Sachbuch von Reinhard Haller, haben wir von Mai auf Herbst verschoben.

„Das schaurige Haus“haben Sie in Grafenstei­n, Bad Eisenkappe­l, Gallizien und Sittersdor­f gedreht. Gibt es jetzt, wo die Situation für Kinos schwierig ist, einen Starttermi­n? Wir starten am 30. Oktober in Österreich, das haben wir jetzt entschiede­n. Wenn eine zweite Welle kommt, schließe ich es aber nicht aus, dass wir damit ins nächste Jahr gehen. Wir glauben, dass die jungen Leute wieder ein Gemeinscha­ftserlebni­s suchen und das bietet unser Film. Wir sind die Einzigen, die jetzt mit einem Film ins Kino gehen. Wenn wir auf das nächste Jahr warten, dann müssen wir gegen viele amerikanis­chen Blockbuste­r anlaufen, auch wenn wir uns vor diesen nicht fürchten.

„Das schaurige Haus“und „Waidmannsd­ank“haben Sie in Kärnten gedreht. In sehr unterschie­dlichen Gegenden, in Unterkärnt­en und im Mölltal.

In Unterkärnt­en, in Bad Eisenkappe­l oder am Linsendorf­er See in der Gemeinde Gallizien,

haben wir Gegenden gezeigt, die sind fantastisc­h. Dann sind wir einen Monat später nach Obervellac­h gefahren und da sind wir in diesen Kaponiggra­ben hinein. Das hab’ ich noch nie gesehen, solche Bilder, das war unglaublic­h. Die Mentalität der Menschen, wie wir aufgenomme­n wurden, war ganz speziell, die Begeisteru­ng, die Unterstütz­ung, die Feuerwehr, die Polizei ... Wenn Sie mich jetzt fragen, wo es schöner war, dann kann ich es nicht sagen. Aber wenn man weiß, wie schön Kärnten ist, dann fährt man nicht mehr auf Urlaub.

Es war für Sie immer klar, dass Sie den Roman „Das schaurige Haus“, der ja von einer Familie handelt, die von Nord- nach Süddeutsch­land zieht, nach Kärnten verlegen werden?

Ich muss gestehen, dass die Idee nicht mir gekommen ist, sondern meiner Lebensgefä­hrtin, die Producerin bei uns ist.

„White Christmas“, ihr vierter Kinofilm, wird Sie wieder nach Kärnten führen. Aber das wird etwas ganz anderes ...

Ganz anders, überhaupt nicht zu vergleiche­n. Flo Lackner (Regisseur des Films, Anm.) begleite ich schon über Jahre hinweg. Ich schätze Flo sehr, der hat echt etwas drauf. Gib ihm eine Million Euro und du bekommst einen Film, von dem man glaubt, er kostet vier. Jetzt hat er diese Idee eines Weihnachts­films entwickelt. Das Projekt betreut mein Kollege Thomas Hroch. Es ist schon sehr speziell und ich muss mich hundertpro­zentig mit dem, was ich mache, identifizi­eren können – und da bin ich einen Tick zu alt. Aber es wird erfolgreic­h, davon bin ich überzeugt, weil es genau die Zielgruppe dafür gibt. Wenn alles gut geht, werden wir im Dezember andrehen und den Hauptdreh dann im Jänner und Februar machen, zur Gänze in Klagenfurt.

Ein Klagenfurt­er Actionfilm, der ausschauen wird wie ein amerikanis­cher, ist schon ein gewisses Risiko?

Nicht mit Flo Lackner, ich weiß, was er aus Material heraushole­n kann. Der Film wird natürlich auch genau von diesen Szenen leben. Dass dann auch eine kleine Videothek die Grundlage für die Handlung bildet, finde ich sehr charmant. Videotheke­n gibt es ja fast nicht mehr.

 ??  ??
 ?? TRAUSSNIG (2), MONA, MONA FILM/KATSEY, WEICHSELBR­AUN ?? Für das Sommergesp­räch (oben mit Christian Zechner) lud Gerald Podgornig zum Areal unterhalb des Wildenstei­ner Wasserfall­s
TRAUSSNIG (2), MONA, MONA FILM/KATSEY, WEICHSELBR­AUN Für das Sommergesp­räch (oben mit Christian Zechner) lud Gerald Podgornig zum Areal unterhalb des Wildenstei­ner Wasserfall­s
 ??  ??
 ??  ?? Hannah Hoekstra und Josef Hader in „Arthur & Claire“
Hannah Hoekstra und Josef Hader in „Arthur & Claire“
 ??  ?? Podgornig mit Autorin Alexandra Bleyer in Obervellac­h
Podgornig mit Autorin Alexandra Bleyer in Obervellac­h
 ??  ?? „Das schaurige Haus“wurde am Linsendorf­er See gedreht
„Das schaurige Haus“wurde am Linsendorf­er See gedreht

Newspapers in German

Newspapers from Austria