„Wenn der Bua net will, dann will er net“
Serienliebling Wolfgang Böck über Menschen, die in seinem Leben wichtige Rollen spielten, und die Frage, warum ein Polizist für ihn zur prägenden Figur wurde.
Ich wurde 1953 in Linz als Sohn eines Industriekaufmanns und einer Kindergärtnerin geboren. Wir lebten in relativ bescheidenen Verhältnissen, und mein größtes Glück als Kind war, wenn mich mein Vater auf sein Radl setzte und mit mir ins Freibad Alharting fuhr. Eiskaltes Wasser, aber das machte mir nichts aus. Denn es gab dort ein Wirtshaus mit großem Biergarten. Das bedeutete: Bier für den Vater, eine Schartner Bombe für mich.
Der Wolfgang Böck als Schüler? Na ja. In der Volksschule ging es ganz gut, aber in der ersten Klasse Gymnasiums-Unterstufe hatte ich ein einschneidendes Erlebnis mit dem Musikprofessor. Er wollte, dass ich im Chor singe. Ich wollte nicht. Da ließ er meinen Vater kommen. Der schlug sich auf meine Seite und meinte: „Na, wenn der Bua net will, dann will er net.“Worauf der Musikprofessor alle Register zog, um mir das Leben schwerzumachen, sodass ich nach einem Jahr in die Hauptschule wechselte.
Es folgte die höhere technische Lehranstalt für Maschinenbau. Ich und Maschinenbau? Na ja, das war die alte Geschichte. In diesem Fall der Wil
9. AUGUST 2020 le des Vaters, dass „der Bua etwas Ordentliches lernen soll, um es später einmal besser zu haben“.
Grundsätzlich hatte ich zunächst nichts dagegen, weil ich ein Faible für Motorräder hatte, das übrigens bis heute anhält. Auf dem Tank der HorexRegina-Maschine des Onkels zu sitzen, das war für mich immer das höchste der Gefühle. Bis ich draufkam, dass man auch Motorrad und Auto fahren konnte, ohne Maschinenbau zu studieren. Nicht, dass mich die Technik an sich nicht interessiert hätte, aber diese ganzen mathematischen Beschreibungen und Formeln – nein, danke.
Was mich zusehends mehr und mehr interessierte, war die Literatur. Das begann mit 13, 14 und den Werken von Karl May. Als Halbwüchsiger stieß ich auf die französischen Romanciers, Alexandre Dumas, Victor Hugo und so weiter. Gefördert wurde die Lesefreudigkeit durch eine schwere Erkrankung, nämlich durch eine septische Angina. Weil mein Herz angegriffen war, durfte ich keinen Sport betreiben. Also habe ich gelesen und gelesen und gelesen.
Der Gedanke an einen Studienabbruch nahm immer kon
Formen an. Aber die Zeit damals. Ende der 1960er, Anfang der 1970er-Jahre: Es war nur natürlich, dass viele Schulfreunde mit den Eltern im Clinch lagen, vor allem Wickel mit den Vätern hatten.
auch Angst, zu beichten, dass ich einen Schulabbruch plante und lieber nach Graz an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst wollte. Wie sollte ich dem Vater das beibringen? Doch da erwies sich, dass er sehr, sehr viel Verständnis hatte. Nicht nur, dass er keinen
Wirbel machte. Er fuhr mich sogar zur Aufnahmeprüfung in die Hochschule nach Graz. Die Mutter? Keine Gefahr. Die war herzensgut, hat immer „gehalten“. Graz, das war eine echt gute Wahl, denn dort war Professor Robert Casapiccola Leiter der Abteilung Schauspiel. Er sollte für mich einer der wichtigen Menschen meines Lebens werden. Ich war gerade drei Monate an der Schule, da kam er von einer Reise nach Bregenz zurück, ließ mich ins Sekretariat holen und sagte: „Du, in Bregenz bereiten sie einen Nestroy vor, ‚Der Färber und sein Zwilkretere