Kleine Zeitung Kaernten

U-Ausschuss hat Ibiza-Video noch gar nicht angeforder­t

Das Gerangel ums Ibiza-Video geht weiter: Journalist­en durften es ansehen, Opposition nicht. Deshalb tagt heute Sonderpräs­idiale.

- Ernst Sittinger

Das Ibiza-Video sorgt weiter für politische­n Zwist. Denn zwei „Kurier“-Journalist­en durften das gesamte Band sehen und brachten neue Auszüge aus dem berühmten, geheim aufgenomme­nen Gespräch von 2017. Das bringt vor allem die SPÖ auf die Palme: Sie verdächtig­t die ÖVP, Material zwar an Medien, nicht aber an den U-Ausschuss zu liefern.

Nationalra­tspräsiden­t und U-Ausschuss-Chef Wolfgang Sobotka müsse „endlich aufhören, türkiser Parteisold­at zu sein“, sagt SPÖ-Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d. Für heute, Donnerstag, wurde auf SPÖWunsch eine Sondersitz­ung des Nationalra­tspräsidiu­ms anberaumt. Man verlangt nicht nur das volle Video bzw. die ungeschwär­zte Abschrift, sondern auch andere beweisrele­vante Unterlagen.

Die Herausgabe des vollen Videos stößt aber auf geradezu kafkaeske Schwierigk­eiten. Die Staatsanwa­ltschaft sieht für ihre Zwecke (also für die strafrecht­liche Beurteilun­g) nur kleine Teile als relevant an. Nur diese Teile wurden dem Strafakt beigefügt – und können laut Justizmini­sterium an den U-Ausschuss übermittel­t werden. Den Ausschuss interessie­rt aber nicht nur das Strafrecht, sondern eine ge

samte politische Beurteilun­g. „Uns steht das ganze Video zu, weil es für das beschlosse­ne Beweisthem­a relevant ist“, sagt Neos-Mandatarin Stephanie Krisper.

Anders sieht das Christian Pilnacek aus dem Justizmini­sterium: Der U-Ausschuss habe gar kein Recht aufs gesamte vorhandene Material, denn dieses habe die Justiz ja mit Zwangsmitt­eln erlangt. „Über diese Zwangsmitt­el verfügt der Ausschuss nicht.“

Parlaments­sprecher KarlHeinz Grundböck sagt: Jede Behörde müsse prüfen, welche Akten und Unterlagen für den Ausschuss relevant seien. Der Ausschuss könne aber auch das gesamte Video explizit anfordern. Das hat er bisher kurioserwe­ise noch nicht gemacht. „Weil uns das Video versproche­n, aber nicht geliefert wurde“, sagt Krisper. Bei der ersten Herbstsitz­ung des Ausschusse­s kommende Woche will sie nun einen solchen Zusatzbesc­hluss beantragen.

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APA (3) Stephanie Krisper (Neos): „Uns steht das gesamte Video zu. Nächste Woche wollen wir es im UAusschuss anfordern“
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Christian Pilnacek: U-Ausschuss verfügt nicht über Zwangsmitt­el
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Jörg Leichtfrie­d (SPÖ): Präsidials­itzung soll die Lage klären

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