Um jeden Preis
Dass ein Staatschef nach Ausschreitungen die Stadt besucht, in der ein Konflikt eskalierte, ist nicht ungewöhnlich. Dieses Vorgehen muss man auch Donald Trump zugestehen. Die Frage ist, wie er sich vor Ort verhält. Der US-Präsident wählte in Kenosha folgendes Vorgehen: Die Eltern von Jacob Blake, deren Sohn von Polizisten sieben Mal in den Rücken geschossen wurde und an dessen Tod sich die neuerlichen Proteste entzündet hatten, ließ er links liegen. Worte der Anteilnahme? Fehlanzeige. Die Polizeigewalt verglich er mit Patzern beim Golfspielen – „kann ja passieren“. Die Tausenden Demonstranten, die seit dem Tod George Floyds im Mai mehrheitlich friedlich gegen Polizeigewalt protestieren, nennt er „Terroristen“.
Dass Randalierer am Rande der Proteste plündern und Autos in Brand setzen, ist aufs Schärfste zu verurteilen. Trump aber hat mit seinem Besuch in Kenosha, im Swing-State Wisconsin, keinerlei Beitrag zur Lösung der Probleme geleistet. Er heizt die Konflikte weiter an und inszeniert sich selbst als Verteidiger von Recht und Ordnung. Wahlkampf – um jeden Preis.