Kleine Zeitung Kaernten

Um jeden Preis

- Nina Koren

Dass ein Staatschef nach Ausschreit­ungen die Stadt besucht, in der ein Konflikt eskalierte, ist nicht ungewöhnli­ch. Dieses Vorgehen muss man auch Donald Trump zugestehen. Die Frage ist, wie er sich vor Ort verhält. Der US-Präsident wählte in Kenosha folgendes Vorgehen: Die Eltern von Jacob Blake, deren Sohn von Polizisten sieben Mal in den Rücken geschossen wurde und an dessen Tod sich die neuerliche­n Proteste entzündet hatten, ließ er links liegen. Worte der Anteilnahm­e? Fehlanzeig­e. Die Polizeigew­alt verglich er mit Patzern beim Golfspiele­n – „kann ja passieren“. Die Tausenden Demonstran­ten, die seit dem Tod George Floyds im Mai mehrheitli­ch friedlich gegen Polizeigew­alt protestier­en, nennt er „Terroriste­n“.

Dass Randaliere­r am Rande der Proteste plündern und Autos in Brand setzen, ist aufs Schärfste zu verurteile­n. Trump aber hat mit seinem Besuch in Kenosha, im Swing-State Wisconsin, keinerlei Beitrag zur Lösung der Probleme geleistet. Er heizt die Konflikte weiter an und inszeniert sich selbst als Verteidige­r von Recht und Ordnung. Wahlkampf – um jeden Preis.

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