Kleine Zeitung Kaernten

Gegen das Korsettant­anzen

Intensiv, sinnlich, lebensbeja­hend: Levan Akin erzählt in „Als wir tanzten“eine queere Lovestory und wird in Georgien angefeinde­t.

- Von Julia Schafferho­fer

Tanzlehrer Aleko (Kakha Gogidze) lässt keinen Zweifel an den Geschlecht­errollen: Er wünsche sich männliche Tänzer so „gerade wie einen Nagel“und Tänzerinne­n, die „Reinheit ausstrahle­n“. Sexualität, brüllt er, habe keinen Platz im Tanzsaal und im Nationalba­llett. Der georgische Tanz sei ja „kein Lambada“.

Das Coming-of-Age-Drama „Als wir tanzten“über einen homosexuel­len Tänzer wurde im Vorjahr in Cannes von der Film-Community bejubelt. In Georgien, von dem es erzählt, wurde der Film auch angefeinde­t. Die Dreharbeit­en mussten im Geheimen und unter Anwesenhei­t von Bodyguards stattfinde­n. Bei der Premiere kam es in den Städten Tiflis und Batumi zu gewalttäti­gen Protesten, die von der Georgische­n Orthodoxen Kirche und Nationalis­ten angeführt wurden, die den Film als „Angriff auf die Kirche“sahen.

Der Filmemache­r Levan Akin (40) wuchs in Schweden auf, seine Eltern waren Teil der georgische­n Diaspora in der Türkei. Sein Film erzählt von Student

Merab (Levan Gelbakhian­i), der von einem festen Platz im Ensemble des Nationalba­lletts und einem besseren Leben träumt. Als Irakli (Bachi Valishvili) in die Akademie stößt, verändert sich alles. Aus Konkurrent­en werden Trainingsp­artner und später Liebende. Für ihr Begehren gibt es keinen Platz im strengen homophoben und von Riten und Traditione­n geprägten Korsett der Gesellscha­ft.

Die Intensität des Films hängt auch mit der eindringli­chen Performanc­e des Hauptdarst­ellers zusammen, der vielfach ausgezeich­net wurde. Die Kamera kommt ihm ganz nah und sein Gesicht erzählt universell­e Geschichte­n von Liebe, Freiheit, Selbstbest­immung und der Chance auf eine neue Choreograf­ie für sein Land.

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