Nicht jeder taugt als Held
Der Superheldenfilm „Freaks“auf Netflix
Deutschland ist ebenso arm an Superhelden wie reich an „Tatort“-Kommissaren. Was tut man mit diesem Wissen?, mag man sich in den sicherlich wahnsinnig geheimen Kommandozentralen von Netflix gedacht haben. Richtig, man dreht allen Warnungen zum Trotz einen deutschen Superheldenfilm und lässt in „Freaks“gleich vier Darsteller auflaufen, die „Tatort“-Erfahrungen haben.
Einmal mehr zeigt sich, dass es für Superhelden nur zwei Existenzberechtigungen gibt: Entweder man nimmt sich wahnsinnig ernst („Superman“, „Batman“) und glaubt, die Welt zu verstehen. Oder man stolpert selbstironisch durch ein Abenteuer, in dem man nie die Kontrolle besitzt. „Freaks“ist eindeutig Letzteres: Wotan Wilke Möhring gibt einen Unsterblichen, der als Sandler sein Dasein fristet. Cornelia Gröschel spielt eine Mutter, die im Alltag zwischen Schulden und Aussichtslosigkeit pendelt, während sie allmählich begreift, dass sie eigentlich übermenschliche Kräfte besitzt.
Klingt abgedreht, ist es auch; und ja, es verleitet auch zum Abdrehen. Weshalb es vorerst dabeibleibt: Deutsche Superhelden sind maximal die unbekannten Cousins ihrer amerikanischen Vorbilder und bleiben in der Nische. Oder wie sie selbst sagen würden: Sie arbeiten im Verborgenen.