Kleine Zeitung Kaernten

Der starke Glaube an sich selbst

Die Teamneulin­ge Christoph Baumgartne­r und Adrian Grbic sind äußerst selbstbewu­sst.

- Von Hubert Gigler

Von diversen archaische­n Gesellscha­ften, aber auch von Vereinigun­gen der Gegenwart mit vorsintflu­tlichem Gedankengu­t sind durchaus gewöhnungs­bedürftige Aufnahmeri­tuale überliefer­t. Im österreich­ischen Nationalte­am geht es wesentlich gesitteter zu, denn in Tagen wie diesen ist Corona schon Prüfung genug. Wer neu zur Gemeinscha­ft stößt, braucht sich nicht fürchten, bloßgestel­lt zu werden, und die eben erst eingestell­ten Mitglieder lassen sich nicht einmal das Lampenfieb­er anmerken. Alles, was auch nur im Entferntes­ten mit erhöhter Körpertemp­eratur in Zusammenha­ng gebracht werden könnte, ist in Covid-19-Zeiten schon verdächtig.

Adrian Grbic und Christoph Baumgartne­r heißen die jüngsten Zugänge in der von Franco Foda zusammenge­stellten AAuswahl der rot-weiß-roten Fußballges­ellschaft. Was sie voneinande­r unterschei­det, sind, abgesehen von drei Lebensjahr­en, die Herkunft und der aktuelle Arbeitspla­tz. Der eine, Grbic, ist ein Wiener aus dem 23. Gemeindebe­zirk und spielt beim französisc­hen Erstligakl­ub Lorient, der andere kommt aus dem Waldvierte­l und hat sich beim deutschen Bundesligi­sten Hoffenheim inzwischen schon verdient gemacht. Was die beiden Novizen verbindet, ist ein möglicherw­eise angeborene­s, zumindest aber im Lauf der Ausbildung­sjahre erworbenes ausgeprägt­es Selbstbewu­sstsein.

Es kann ja nicht schaden, wenn einem nicht gleich die Knie schlottern. Wie sollte ein Grbic

dann bewerkstel­ligen, was er seiner persönlich­en Einschätzu­ng nach am besten kann? „Ich traue mich schon zu sagen, dass ich weiß, wo das Tor steht“, teilt der Stürmer als Basisinfor­mation mit. Dass er es auch regelmäßig trifft, lässt der 24-Jährige nicht unerwähnt. 17 Tore waren es in der vergangene­n Saison beim Zweitligak­lub Clermont Foot, darunter auch Weitschüss­e und Freistöße. Hätte Grbic eine Stellenbew­erbung abgegeben, würde darin darüber hinaus auch noch der Zusatz „technische Fähigkeite­n“aufscheine­n. Die Abschlusss­tärke war gewiss ein zentraler Gedanke in den Überlegung­en des Teamchefs. Ob Foda es wagt, den Neuankömml­ing auch gleich debütieren zu lassen, wird sich erst weisen.

Der Weg nach Frankreich war ein wohlüberle­gter Schritt, denn bei Altach hatte Grbic kein Fixleiberl, sein Stammplatz war die Ersatzbank. Durch seine Leistungen im Land des Weltmeiste­rs hatte er sich auch Hoffnungen auf eine Einberufun­g ins Nationalte­am gemacht. Berechtigt­erweise, wie sich nun herausstel­lt. „Ich habe Selbstrefl­exion geübt und mir schon Chancen ausgerechn­et.“

Sein 21-jähriger Kollege ist sehr erfreut über den Umstand, nun ebenfalls der heimischen Elite anzugehöre­n. „Ich habe in den ersten Trainings gleich versucht, Vollgas zu geben“, erzählt Christoph Baumgartne­r, der sich nach Rückschläg­en (ein folgenschw­erer Ausschluss im Klub und ein mitentsche­idender verschosse­ner Elfer bei der U-21-EM) in der vergangene­n Saison ein ausreichen­des Maß an Selbstvert­rauen angedenn eignet hat. „Das sind Momente, in denen man dann versucht, das Positive herauszuzi­ehen. Ich habe gelernt, dass es nicht immer nur bergauf geht.“

Baumgartne­r erhielt bei Hoffenheim weiter seine Chancen und nützte diese. Sieben Ligatore gingen auf sein Konto. „Ich bringe mittlerwei­le Selbstvert­rauen mit. Du merkst, du kannst mit den ganz Großen mithalten, und ich bin jetzt nicht mehr der junge Bua“, meint der Offensivsp­ieler aus der Kreativitä­tsabteilun­g des Fußballs. Er sei einer, „der gern etwas probiert und auch Riskantes“versuche. Baumgartne­r verhehlt bei dieser Gelegenhei­t nicht, wo er sich am liebsten sieht, nämlich in der „Zehnerposi­tion. Da habe ich nie ein Geheimnis draus gemacht.“Aber er zeigt sich flexibel. „Ich bin variabel einsetzbar.“

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GEPA (2) Adrian Grbic (links) und Christoph Baumgartne­r sind glücklich über den Ruf des Teamchefs
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