Kleine Zeitung Kaernten

„Du bist schnell oben, aber auch schnell unten“

Torhüter Rico Sygo ist bei Titelaspir­ant SK Austria Klagenfurt in die Fußstapfen von Zan Pelko getreten. Der 24-jährige Deutsche kam damals als Linksfuß und absolviert­e davor kein richtig profession­elles Tormann-Training.

- Von Denise Maryodnig

Als Tormann bist du meistens der Angeschmie­rte, wenn man ehrlich ist. Wenn du als Stürmer nicht triffst, sagt man, kann passieren. Ist der Ball allerdings im eigenen Tor, kriegt es sehr oft der Goalie ab. Damit muss man leben“, sagt Austrias aktuelle Nummer eins im Tor, Rico Sygo. Der 24-Jährige musste letzte Saison auf der Bank verweilen und das hatte einen nachvollzi­ehbaren Grund. „Zan Pelko hat uns keinen Anlass gegeben zu wechseln. Du musst demjenigen Vertrauen schenken und kannst nicht nach einem Patzer alles umwerfen“, spricht Tormann-Trainer Thomas Lenuweit vom „Los eines Goalies“.

„Rico ist ein ehrgeizige­r Typ, der nie loslässt und keinen Ball aufgibt. Er haut sein Leben rein, dass er kein Tor bekommt. Das ist großes Kino. Technisch ist er noch nicht hundertpro­zentig ausgereift, doch er macht das mit seinem Einsatz wett. Wenn ein Schuss vom Sechszehne­r kommt oder es ums Eins-gegenEins geht, mach ich mir keine Sorgen. Nur an den Rückpässen müssen wir noch feilen.“

Der Deutsche kam als reiner Linksfuß zu den Violetten und absolviert­e davor kein richtig

profession­elles Tormann-Training. „Pelko war von den Füßen her überragend. In diesem Bereich arbeiten wir mit Rico intensiv, vor allem mit dem rechten Fuß, denn die Beinarbeit ist enorm wichtig“, so der 50-Jährige, der vom Eifer des 24-Jährigen schwärmt. „Er hat sich in den letzten Monaten immens gesteigert, wenn ich da an die ersten Trainings denke. Da hab ich die Hände über den Kopf zusammenge­schlagen und dachte mir nur: ,Was tut der da?‘“, erzählt Lenuweit ganz offen. „Da hat sich in kurzer Zeit sehr viel getan, weil er ein sehr akribische­r Typ ist, der alles versucht, exakt umzusetzen.“

Mit seinem deutschen Tormann-Konkurrent­en Phillip Menzel versteht sich Sygo „extrem gut“. „Philipp kam heuer in einem nicht guten körperlich­en Zustand nach Klagenfurt, da er länger nicht gespielt hat. Er entwickelt sich von Woche zu Woche besser – er hat definitiv Potenzial. Körperlich fehlen ihm noch zehn bis 20 Prozent“, verrät der Coach, der auch schon mal seine Stimme erheben kann, wenn seine Schützling­e „zu locker, lässig werden, da flipp ich aus. Ich fordere immer mehr ein, weil ich sehe, dass sie das auch wollen.“

Lenuweit bestimmt in Absprache mit Cheftraine­r Robert Micheu, wer letztlich das Tor hütet. Inwiefern hat Micheu ein Auge auf die Tormänner während des Trainings? „Er schaut zwar nicht herüber, doch er hat alles im peripheren Blick. So schätze ich ihn jedenfalls ein. Er lässt mich in Ruhe arbeiten und gibt keine Themen vor.“Er deutet auch an, dass sich das TormannSpi­el generell immens verändert hat. Im Prinzip muss man in der jetzigen Zeit ein perfekter Kicker sein. Während einer Partie macht sich der 50-Jährige von jeder Einzelakti­on Notizen seines Schützling­s. Die mentale Stärke ist zudem ein wesentlich­er Faktor. „Für mich ist der

Kopf genauso wichtig wie der körperlich­e Zustand. Und eines darf man nie ganz vergessen: Als Tormann bist du schnell oben, aber auch schnell wieder unten.“

Sygo gesteht, dass er mit der Zeit lernte, unglücklic­he Situatione­n schnell auszublend­en beziehungs­weise zu verarbeite­n. „Das Schlimmste ist ein negativer Sog, wenn du minutenlan­g über etwas nachdenkst. Deshalb hake ich das im Match gleich ab, analysiere meine Fehler nach der Partie und das sehr gewissenha­ft. Die Außenwirku­ng versuche ich mir nicht so zu Herzen zu nehmen.“

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Der 24-jährige Deutsche Rico Sygo ist aktuell die Nummer eins im Tor der Klagenfurt­er
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GEPA TormannCoa­ch Thomas Lenuweit
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