Kleine Zeitung Kaernten

Wahltag in Wien steht im Schatten von Corona

Warum bei der heutigen Wahl vieles beim Alten bleiben wird/Starautori­n Vea Kaiser über den Grant und das goldene Wiener Herz als Konstanten.

- Von Veronika Dolna

1 Worum geht es bei der heutigen Wien-Wahl?

ANTWORT: Um die Zusammense­tzung des Wiener Landtags und Gemeindera­ts und – in weiterer Folge – die Wiener Landesregi­erung. Der Bürgermeis­ter wird aller Voraussich­t nach auch danach noch Michael Ludwig heißen. Alle Umfragen sehen die SPÖ mit etwa 40 Prozent rund doppelt so stark wie die zweitplatz­ierte ÖVP.

2 Warum wird es trotzdem spannend?

ANTWORT: Weil es einige große Unbekannte­n gibt, die alle Umfragen obsolet machen könnten: In der nie da gewesenen Pandemie-Situation lässt sich nicht abschätzen, wie viele Leute tatsächlic­h zur Wahl gehen.

viele Pensionist­en aus Angst vor Ansteckung zu Hause, könnte das zum Problem für die SPÖ werden. Mit Ausnahme von Heinz-Christian Strache treten alle Spitzenkan­didaten zum ersten Mal an. Und die Rekordzahl an Wahlkarten – mehr als 380.000 wurden ausgestell­t

– macht die Prognosen besonders schwierig.

3 Welche Rolle spielt Corona bei der Wahl?

ANTWORT: Eine sehr große. Inhaltlich hat die Gesundheit­sund Wirtschaft­skrise im WahlBleibe­n kampf alle anderen Themen überlagert. Der Wahlkampf fand unter erschwerte­n Bedingunge­n statt und spielte sich hauptsächl­ich in den Medien ab. In den Wahllokale­n gibt es strenge Sicherheit­sauflagen mit Maskenpfli­cht und Plexiglass­cheiben.

4 Wann wird es ein Endergebni­s geben?

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Wer muss zittern?

ANTWORT: Allen voran Heinz-Christian Strache.

Schafft er den Einzug in den Gemeindera­t nicht, dürfte seine politische Karriere endgültig zu Ende sein. An seinem Ergebnis hängen aber viele andere Fragen: Die komplexe Wiener Wahlarithm­etik hat zur Folge, dass sein Einzug oder NichtEinzu­g über Mehrheiten im Gemeindera­t entscheide­n kann.

6 Ist eine absolute Mehrheit für die SPÖ wirklich realistisc­h?

ANTWORT: Das Wiener Wahlrecht begünstigt große Parteien. In einer Simulation hat die Arge-Wahlen berechnet, dass sich eine absolute Mehrheit für die SPÖ mit 46,5 Prozent der Stimmen ausgehen könnte. Die Annahme ist dabei, dass das Team Strache den Einzug in den

Gemeindera­t knapp verfehlt und sich die Grund- und Restmandat­e günstig verteilen.

7 Kommt wieder RotGrün in Wien?

ANTWORT: Die Grünen möchten unbedingt weiter mit der SPÖ regieren. Michael Ludwig hat ihnen dieses Zugeständn­is bisher aber verweigert. Auch wenn in der SPÖ viele zufrieden sind mit dem Kurs der letzten Jahre: In den letzten Wochen sind einige Spannungen zwischen den Koalitions­partnern an die Oberfläche getreten. Ludwig lässt sich für Koalitions­verhandlun­gen jedenfalls mehrere Möglichkei­ten offen.

8 Warum diesmal nicht Rot-Türkis?

ANTWORT: Ausgeschlo­ssen ist das nicht, zumal Michael Ludwig ein klassische­r Großkoalit­ionär ist. Allerdings wird er mit der Wiener-ÖVP unter Gernot Blümel nicht wirklich warm. Der lässt sich zudem offen, ob er nach Wien wechseln will.

9 Was will die ÖVP dann in Wien?

ANTWORT: Das erklärte Wahlziel ist, den größten Zugewinn aller Parteien einzufahre­n. Das ist allerdings nicht schwer: 2015 erreichte die ÖVP ein historisch schlechtes Ergebnis. Das strategisc­he Ziel dürfte ein längerfris­tiges sein. Für die ÖVP ist es wichtig, in Wien, wo sie immer schwächer abschneide­t, als im Rest des Landes, eine solide Machtbasis aufzubauen.

10 Welche Chance haben die Neos?

ANTWORT: Ob sich eine rot-pinke Mehrheit überhaupt rechnerisc­h ausgeht, ist wackelig. Inhaltlich treffen sich die beiden bei Bildungs- und Menschenre­chtsfragen. Die Neos-Forderung nach Transparen­z kommt der SPÖ aber nicht gelegen.

11 Worum geht’s für die FPÖ?

ANTWORT: Um nicht weniger als die Zukunft der Partei. Sie werden von aktuell 30 Prozent in jedem Fall abstürzen. Entscheide­n sich viele Wähler aus dem dritten Lager dazu, lieber Heinz-Christian Strache zu wählen, werden die Karten auch in der Bundespoli­tik neu gemischt.

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APA/MARKUS WACHE Die größte Unbekannte ist die Wahlbeteil­igung: Wie viele Wiener Wähler bleiben aus Angst vor Corona lieber zu Hause?
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