Ein neues Kapitel
Der Kärntner Festakt zu 100 Jahre Volksabstimmung wurde zum historischen Ereignis: Bundespräsident Alexander Van der Bellen entschuldigte sich bei den Kärntner Slowenen für erlittenes Unrecht. Mit Borut Pahor war zum ersten Mal ein Präsident Sloweniens dabei.
Um den Fürstenstein 665 Wappen der Kärntner Landstände. Insignien entlehnter feudaler Macht. Heraldischer Festrahmen für die darüber erhabene Macht, die vor 100 Jahren vom Volk ausgeht. In der Abstimmung in der noch ungeübten Demokratie sagen 22.025 Frauen und Männer – 59 Prozent – am 10. Oktober 1920 in den damaligen „Distrikten“Völkermarkt/Velikovec, Rosegg/Rozˇek, Ferlach/Borovlje und Bleiburg/Pliberk: Wir bleiben – gemeinsam/skupno – bei Österreich/Avstrija.
Das Referendum, um Besatzung und Abwehrkampf zu entknoten, wirkt über 100 Jahre hinaus als Vorbild friedlicher Konfliktlösung. 100 Jahre Lernprozess – im Furor des 20. Jahrhunderts blutig erlitten und im 21. Jahrhundert grenzenlos erlebt. In Vielfalt geeint, stehe die Region als Beispiel für das vereinte Europa, ist Landeshauptmann Peter Kaiser stolz. Im Landhaushof wehen erstmals die Fahnen Österreichs, Sloweniens und Europas einträchtig im Jauk, als ob der laue wärmende Kärntner Südwind den Klimawandel im Land anzeigen wolle. Von der Urangst zu einem neuen Kärntner Urvertrauen.
Wie vor Jahrhunderten am Fürstenstein ist das Slowenische Teil des Festaktes. Auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, als er sich bei der slowenischen Volksgruppe für Naziverfolgung und vorenthaltene Rechte entschuldigt. Versöhnlich erklärt Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor Klagenfurt zum Jubiläumstag der Kärntner Volksabstimmung zur symbolischen Hauptstadt Europas.
Der wahre Festakt ist im Alltag mit Blick auf die nächsten 100 Jahre zu zelebrieren. Mit Wertschätzung des Sprach- und Kulturreichtums, mit Bildung als Fundament. Grenzenlos mahnt eine globale Pflicht zur Integration und Solidarität. Besonders die Jungen sind herausgefordert, das Humane vor Überschreitung von Hass bis Genetik zu schützen. Als Jahrhundertaufgabe eint der Schutz des Klimas. Der selbstlernende Algorithmus für dieses binäre System von ich, du und wir heißt Respekt und Liebe.