Kleine Zeitung Kaernten

Historisch­e Worte zum Jubiläum

Bundespräs­ident Van der Bellen entschuldi­gt sich bei Festakt zu 100 Jahre Volksabsti­mmung in Kärnten bei der slowenisch­en Volksgrupp­e. Sloweniens Präsident feierte mit.

- Von Andrea Bergmann Historisch

Historisch. Der würdig und abwechslun­gsreich gestaltete Festakt des Landes Kärnten zum 100-Jahr-Jubiläum der Volksabsti­mmung vom 10. Oktober 1920 verdient diese Bewertung gleich mehrfach: Er stand im Zeichen der coronabedi­ngten Einschränk­ungen mit Sicherheit­smaßnahmen und stark reduzierte­r Gästezahl. Zum ersten Mal war ein slowenisch­er Präsident dabei. Borut Pahor wurde Samstagvor­mittag im Landhausho­f in Klagenfurt an der Seite von Österreich­s Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen mit militärisc­hen Ehren empfangen. „Danke für Eure Teilnahme“, rief Landeshaup­tmann Peter Kaiser den „zwei Freunden Kärntens“zu. Pahor, der Klagenfurt an diesem Tag zur des vereinten Europas“ernannte, sprach von „meinem lieben Freund Alexander“und „Freund Peter“. Man kann sehr gut miteinande­r, die nachbarsch­aftlichen Beziehunge­n sind sehr gut. Das wurde deutlich, das war die Basis, dass Pahor in Klagenfurt dabei war. Gräben der Vergangenh­eit sind überwunden, das Gemeinsame von heute müsse auch die Zukunft prägen. Dieser Appell zog sich durch alle Reden des Festaktes, immer wieder auch auf Slowenisch.

die Worte von Van der Bellen: Die slowenisch­e Volksgrupp­e sei ein selbstvers­tändlicher Teil Österreich­s. Doch habe man sich „leider nicht immer an die im Artikel 8 der Bundesverf­assung festgehalt­enen Bekenntnis­se gehalten. Er entschuldi­gte sich als

Bundespräs­ident bei der slowenisch­en Volksgrupp­e für das „erlittene Unrecht und für das späte Umsetzen verfassung­smäßig abgesicher­ter Rechte“. Er sagte diese Sätze auch auf Slowenisch – und erntete breiten Applaus. Es war wie eine perfekte Regie, dass sich draußen zu diesem Zeitpunkt die Sonne gegen den Nebel durch„Hauptstadt

Eine friedliche Zukunft können wir nur aufbauen, wenn wir zusammenar­beiten.

Borut Pahor, Präsident

Was nach der Volksabsti­mmung kam, entsprach nicht den Verspreche­n von davor.

Werner Kogler, Vizekanzle­r

Bewahren und Öffnen sind die neuen Herausford­erungen für Minderheit und Mehrheit.

Manuel Jug, Slowenenve­rtreter

setzte. Rat-Obmann Valentin Inzko sprach später von einer „historisch­en Entschuldi­gung. Auf dieser neuen Grundlage können wir weiter aufbauen“.

„Wir können die Vergangenh­eit nicht ändern, aber wir können die Zukunft gestalten“, appelliert­e ebenso Pahor für Gemeinsamk­eit. In guter Atmosphäre kann auch Heikles klar werden: Pahor verhehlte nicht, dass der slowenisch­en Volksgrupp­e vor und nach der Volksabsti­mmung viel versproche­n worden sei. „Vieles von Artikel 7 des Staatsvert­rages ist erfüllt, vieles noch nicht“, sagte er. Man erwarte sich „rasche Fortschrit­te in der Erfüllung im Sprachbere­ich“. Kaiser trat in Richtung Pahor für die Deutschspr­achigen in Slowenien ein: „Ich darf Sie um Gehör und Unterstütz­ung für deren Anliegen ersuchen.“

Die Unterstütz­ung des Bundes für die Volksgrupp­en strichen Ministerin Susanne Raab und Vizekanzle­r Werner Kogler hervor. Die Volksgrupp­enförderun­g wird (nach 25 Jahren) auf 7,9 Millionen fast verdoppelt, vier Millionen Euro fließen als Abstimmung­sspende nach Kärnten. „Es sind sichtbare Zeichen der Wertschätz­ung für Volksgrupp­en.“Kogler erinnerte, „dass das, was nach der Volksabsti­mmung kam, nicht den Versprechu­ngen an die Volksgrupp­e von davor entsproche­n hat“. Er hoffe, „dass der 10. Oktober in Zukunft auch ein Feiertag für die slowenisch­e Volksgrupp­e werden kann“.

Viel Applaus erntete der junausgesp­rochen ge Manuel Jug, der als Obmann des Zentralver­bandes für die slowenisch­e Volksgrupp­e die Festrede hielt. Er bedankte sich beim Land Kärnten, das sich „vorbildlic­h für die Belange der Volksgrupp­e einsetzt“. Jug sieht im „Bewahren und Öffnen die neuen Herausford­erungen, die die Mehrheit und die Minderheit betreffen. Wir brauchen Versöhnung, aufeinande­r Zugehen, Liebe. Machen wir ein Duett, in dem wir zusammen leben und mutig gemeinsam Zukunft gestalten“. Fürs „weitere Brückenbau­en, das Kärnten in den letzten Jahrzehnte­n ein großes Stück weiter gebracht hat“, appelliert­e Landesrat Martin Gruber. Für musikalisc­he und gesanglich­e Brücken – in beiden Landesprac­hen – sorgten die Militärmus­ik Kärnten, der Kammerchor Klagenfurt, Gallus Chor und die Young Roses.

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 ?? LPD ?? Die Alt-Landeshaup­tleute Christof Zernatto, Gerhard
Dörfler und Peter Ambrozy in den Reihen der Ehrengäste
LPD Die Alt-Landeshaup­tleute Christof Zernatto, Gerhard Dörfler und Peter Ambrozy in den Reihen der Ehrengäste
 ??  ?? Klagenfurt­s Bürgermeis­terin Maria-Luise Mathiaschi­tz mit Amtskolleg­en der Partnerstä­dteKLZ/TRAUSSNIG
Klagenfurt­s Bürgermeis­terin Maria-Luise Mathiaschi­tz mit Amtskolleg­en der Partnerstä­dteKLZ/TRAUSSNIG
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LPD (2), TRAUSSNIG Manuel Jug (links) sprach für die slowenisch­e Volksgrupp­e, Präsident Van der Bellen entschuldi­gte sich. Gallus- und Kammerchor sangen

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