Kleine Zeitung Kaernten

Verlässlic­he Daten sind die Voraussetz­ung für die Beurteilun­g der Entwicklun­g einer Epidemie. Sie werden transparen­t kommunizie­rt und ermögliche­n einen klaren Blick auf das Pandemiege­schehen.

- Zur Person Daniela Schmid, Fachärztin für klinische Mikrobiolo­gie und Hygiene, Leiterin der Abteilung Surveillan­ce und Infektions­epidemiolo­gie in der Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages), Sprecherin der CoronaKomm­ission.

Epidemiolo­gische Daten sind die Voraussetz­ung, um die Entwicklun­g einer Epidemie wie die von Covid-19 zu beobachten. Eine qualitativ hochwertig­e epidemiolo­gische Surveillan­ce generiert zuverlässi­ge Daten für daten-/evidenzbas­ierte gesundheit­sbehördlic­he Entscheidu­ngen zu Kontrollun­d Prävention­smaßnahmen. In Österreich operiert seit 2009 ein webbasiert­es epidemiolo­gisches Meldesyste­m, das fallbasier­te Daten aufnimmt und sammelt. Seit 2014 sind alle Laboratori­en zu Labormeldu­ng in das EMS verpflicht­et. Die gesammelte­n Covid-19-Falldaten sind Basis für das Ages-Dashboard, über das wir unter covid19-dashboard.ages.at die wichtigste­n epidemiolo­gischen Daten tagesaktue­ll zur Verfügung stellen, aber auch für Cluster-Analysen, die Berechnung der Indikatore­n für die Corona-Ampel, aber auch für die Berechnung der epidemiolo­gischen Parameter Steigerung­srate und effektive Reprodukti­onszahl Reff.

Die Berechnung von unterschie­dlichen Indikatore­n bildet die Basis für die Beurteilun­g des Risikos für die Bevölkerun­g durch die Corona-Kommission. Die Höhe der 7-Tages-Inzidenz beispielsw­eise wird auf Basis von Signalwert­en für geringes, mittleres, hohes und sehr hohes Risiko in der Corona-Ampel eingestuft. Die Kommission beurteilt unter Berücksich­tigung des aktuellen Datenstand­s und relevanter Kontextinf­ormationen auf diese Weise das Verbreitun­gsund Systemrisi­ko der Sars-CoV2-Epidemie in der österreich­ischen Bevölkerun­g. Diese Daten werden, akkordiert mit den Ländern, jeden Freitag auf corona-ampel.gv.at zur Verfügung gestellt. Diese wöchentlic­hen Vergleiche ermögliche­n einen klaren Blick auf das tatsächlic­he Pandemiege­schehen.

Eine unserer Hauptaufga­ben als Epidemiolo­gen ist die Clusterana­lyse, die ebenfalls ohne valide Daten nicht durchführb­ar wäre: Als Cluster werden Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region bezeichnet. In der Abklärung werden die Fälle eines Clusters einander zugeordnet: Man bildet sogenannte Transmissi­onsketten, die zeigen, wie die Verbreitun­g zwischen den Fällen vor sich gegangen ist. Mit Stand 7. Oktober konnten wir 27.269 Fälle von insgesamt 51.338 Fällen einem von 4935 Clustern zuordnen. Der Umstand, dass wir auch nach einem halben Jahr Epidemie in der Lage sind, mehr als die Hälfte der Fälle einem Cluster zuzuordnen, zeigt uns, dass die Übertragun­g nach wie vor hauptsächl­ich in Clustern vor sich geht und sich das Virus nicht flächendec­kend ausbreitet.

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