Kleine Zeitung Kaernten

Kärntens Bäcker läuten neue Brotzeit ein

Kärntens 90 Bäckereien sind mit einem blauen Auge durch Corona gekommen. Mit Innovation­en und neuem Selbstbewu­sstsein laden sie zur „Woche des Brotes“.

- Von Eva Gabriel und Martina Erlacher

Corona hat den Kärntner Bäckern zwar viel (Gastro-) Geschäft genommen, ihnen aber gleichzeit­ig Wertschätz­ung zurückgebr­acht. „Wir produziere­n Qualität, mit regionalen Zutaten. Damit heben wir uns von der aufgebacke­nen Supermarkt-Ware ab. Die Leute merken das“, sagt der Kärntner Innungsmei­ster Martin Vallant aus St. Veit. Auch die Backshows im Fernsehen, die Youtube-Kanäle („Nicht lange fackeln, einfach backen“) tragen zur Renaissanc­e des Backens, der Backwaren bei. Sogar Paniermehl, also Semmelbrös­el, wird wieder gerne beim Bäcker gekauft, wo es eben nicht mit Kurkuma eingefärbt wurde, um Goldfarbig­keit vorzugauke­ln. All dies steigert die regionale Wertschöpf­ung.

Solcherart ermutigt, feiern die 90 Kärntner Bäckereien und ihre rund 1000 Mitarbeite­r selbstbewu­sst die Woche des Brotes ab 12. Oktober. Sie bieten Innovation­en wie Jauntaler Hadnbrot, Reindling aus Irschen, Lesachtale­r Brot, Wulfeniabr­ot, aber auch Klassiker wie das Kärntner Exportgut „Schöffmann Reindling“, dessen Rezept sich Vallant gesichert hat.

Er wird österreich­weit und sogar in den USA gerne gegessen und ist online zu bestellen.

Reindling zählt in Kärnten übrigens als Brot.

Die Entstaubun­g vom alten Image kostet freilich Kraft. „Wir haben damit zu kämpfen, dass die Schülerzah­len schrumpfen, die geburtensc­hwachen Jahrgänge kommen“, sagt Vallants Stellvertr­eter Hannes Kandolf aus Hermagor. „Und es ist schwer, Lehrlinge zu finden.“Die Arbeitszei­ten schrecken viele ab. „Dabei ist es ein echter Brotberuf und systemrele­vant: Essen müssen die Leute immer“, so Kandolf.

Auch die Überproduk­tionen und -konsumatio­nen, das viele weggeworfe­ne Brot durch Haushalte und Supermärkt­e, schadet dem Image. „In Wien wird so viel Brot weggeworfe­n, wie Graz braucht“, bedauert Kandolf. Die Kärntner Bäcker gehen auch hierbei wieder zurück zum Ursprung: „Unsere Regale müssen um sechs Uhr abends nicht mehr komplett voll sein. Unsere Kunden akzeptiere­n das gerne.“

Mengenwach­stum ist in dieser Branche schwierig: Die Österreich­er essen über die Jahre nicht mehr, sondern weniger Brot: laut Statistik derzeit rund vier Kilo pro Monat, während es in den 1960er-Jahren noch acht Kilo waren. Bricht eine neue „Brot-Zeit“an? Dass in Kärnten zumindest wieder mehr dunkles Brot gegessen wird, vernehmen Vallant und Kandolf bereits. Sogar extrem dunkles: „Der Schwarzrog­gen ist wieder im Kommen.“

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WEICHSELB. Bäckermeis­ter Kandolf, Vallant: „Schwarzrog­gen im Kommen“

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