Stolz von Alaska
Der Birnbaum rollt die Blätter ein, die Weichsel hat sie schon abgeworfen, über Nacht ist der Garten drastisch abgemagert. Als bräuchte die herbstliche Melancholie noch irgendeinen Ansporn.
Da tut ein Blick in die internationalen Nachrichten gut: Im KatmaiNationalpark in Alaska ist Bär Nummer 747 als Sieger aus der „Fat Bear Week“hervorgegangen. Die wurde von Nationalparkmitarbeitern erdacht, um Besuchern die Überwinterungsvorbereitungen der 2200 Tiere starken Braunbärenpopulation näherzubringen. Motto: Fett ist gut, Fett hilft zu überleben. An den Lachsen der umliegenden Flüsse fressen sich die Vierbeiner in ein paar Wochen ein Drittel mehr Körpergewicht an, gern einmal 200 Kilo. Bevor sie sich in ihre Höhlen trollen, werden sie von der Parkaufsicht fotografiert, dann stimmen Menschen aus aller Welt online über den fettesten Bären ab. Heuer waren es 600.000.
Den Bildern nach teilt Bär 747 seine Nummer nicht von ungefähr mit dem Jumbojet. Ein Hintern wie eine Sechsergondel. Die Wampe: ein Bodenstreichler. Ihm wird’s wurscht sein, aber für die Body-Positivity-Bewegung tut dieser Stolz von Alaska mehr als 747 Influencerinnen, die auf Social Media ständig „Jeder Körper ist schön“flöten und dazu Selfies ihrer fadendünnen Leiber posten, denke ich mir, und: Wir könnten, nein, wir sollten von den Bären lernen! Dann mache ich die Kühlschranktür auf.