Kleine Zeitung Kaernten

Der Vergleich tötet das Glück. Oder: mein Ausflug nach Bananien.

- Frido Hütter

Vorletzten Sommer saß ich eines Nachmittag­s auf der Terrasse meiner Freunde M. und A. Ich blickte versonnen ins tiefe Grün des Gartens und erst langsam fiel mir auf, dass es sich um Bananensta­uden in unterschie­dlicher Größe handelte. Einige waren zwei Meter hoch. Ich staunte.

In Gedanken reiste ich zurück an Orte, an denen ich bisher diese Pflanzen gesehen hatte, die Exotik erwischte mich voll.

versichert­e mir, ihre Bananen seien winterfest. Sofern man bei uns überhaupt noch von Wintern sprechen kann. Sie schenkte mir eine kleine Staude im Topf, ich grub sie bei uns ein, schnitt sie im November bodentief ab und verhüllte den Strunk sorgsam.

Im heurigen Frühjahr trieb die brave Banane tüchtig aus, man konnte ihr förmlich beim Wachsen zusehen. Sie hat jetzt vier Stämme, der höchste von ihnen überragt mich schon deutlich.

Wann immer ich sie ansah, wähnte ich mich in Afrika oder sonst wo im Süden. So stark war der Zauber dieser Pflanzen. Nun verströmte auch unser Garten eine gewisse Exotik, die ich in M.s und meinem Exklusivbe­sitz wähnte. Es war toll.

Bis ich ein paar Ausflüge in den Süden Österreich­s unternahm. Da traf mich fast ein Schlag: In gefühlt jedem zweiM. ten Garten sieht man Bananensta­uden. Vor einem Café an der Grenze zu Slowenien wuchert ein ganzer Bananenhai­n! Warum fiel mir das erst jetzt auf? Es war schier unglaublic­h.

Der Vergleich tötet das Glück, lautet ein kluger Satz. Und so war es auch irgendwie.

Mir wurde bewusst: Die Banane ist der neue Gartenzwer­g. Immerhin aber kann man dabei von einem ästhetisch­en Fortschrit­t sprechen.

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Der Sonntag mit Linde

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