WHO: Überlastung auf Intensivstationen droht
Beinahe im gesamten EU-Raum droht bereits ein Mangel an Personal und Krankenbetten.
Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigen in Europa immer weiter an. Mittlerweile stößt das medizinische Personal vielerorts an seine Grenzen und auch der Platz in Krankenhäusern wird bereits knapp. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt daher vor einer Überlastung von Intensivstationen – vor allem in Nordamerika und Europa. „Viele Länder auf der Nordhalbkugel sehen derzeit einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen und Einweisungen ins Krankenhaus“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
In einigen Regionen in Belgien, Großbritannien und Tschechien sind die Kapazitätsgrenzen bereits erreicht. Im belgischen Lüttich sind etwa Ärzte und Pfleger trotz Corona-Infektion im Einsatz, einige Patienten mussten bereits nach Deutschland verlegt werden. Belgien ist nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC EU-weit das Land mit den meisten CoronaInfektionen binnen 14 Tagen pro 100.000 Einwohner – dieser Wert lag am Dienstag bei 1390,9.
In Großbritannien, wo das nationale Gesundheitssystem NHS chronisch unterfinanziert ist, ist die Kapazität mehrerer Kliniken im Raum Manchester erschöpft. Tausende Operationen wurden bereits abgesagt, die Regierung ließ mehrere provisorische Kliniken errichten. Und weil schon im Frühjahr einige Ärzte und Pfleger am Virus starben, ist die Personalsituation äußerst angespannt.
Unser Nachbarland Tschechien hat drastische Maßnahmen ergriffen, um eine innerhalb von zwei Wochen erwartete Überlastung der Krankenhäuser doch noch zu verhindern. Auch hier werden planbare Operationen verschoben. Von insgesamt knapp 4000 Intensivbetten sind nur noch rund 1100 verfügbar. Große Sorgen bereitet der Personalmangel. Mehr als 13.000 Mitarbeiter im Gesundheitswesen haben sich nach Angaben der Ärztekammer selbst mit Corona infiziert. Die meisten arbeiten weiter, wenn sie keine Symptome zeigen.
In Frankreich ist die Lage insbesondere in Paris und im Südosten angespannt. Am Montag waren rund 2770 Schwerkranke auf Intensivstationen – das ist etwa knapp die Hälfte der Gesamtkapazität. In Italien warnten die Behörden bereits vor einer „hohen Wahrscheinlichkeit“, dass die Kapazitäten bald nicht mehr ausreichen könnten. In Deutschland mangelt es zwar nicht an Intensivbetten, wohl aber an Pflegepersonal.
Deutlich entspannter ist die Lage in den fünf nordischen Ländern Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island.