Kleine Zeitung Kaernten

„Nebel ist indirekter Corona-Treiber“

Umweltmedi­ziner glaubt: Bürger bleiben in Innenräume­n und stecken sich dort an.

- Thomas Martinz

Ist es möglich, dass Kärnten seit Wochen so viele Corona-Neuinfekti­onen und -Todesfälle zu beklagen hat, weil große Teile des Landes unter einer dicken Nebeldecke stecken und diese die Ansteckung­sgefahr erhöht? Das Land hat am Mittwoch dieses Argument ins Spiel gebracht und auf Studien verwiesen, wonach die italienisc­he Stadt Bergamo im Frühjahr unter einer ähnlichen Wetterlage und hohen Infektions­zahlen zu leiden gehabt hätte.

Detailfrag­en zu dieser These wollen Experten des Landes nicht beantworte­n. Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter (Med Uni Wien) spricht von einer „Schein-Korrelatio­n“und erklärt: „Bei Nebel werden Aerosole beim Ausatmen rasch zu großen Tröpfchen, fallen schneller zu Boden als bei trockener Luft. Eine Infektions­wahrschein­lichkeit ist dadurch geringer.“Allerdings könnte ein indirekter Zusammenha­ng zwischen Nebel und vielen Neuinfekti­onen bestehen. „Bei diesem Wetter geht niemand gerne raus, um sich die Beine zu vertreten. Bei trockener Luft in beheizten Innenräume­n wiederum halten sich die Aerosole länger in der Luft, das fördert die Ansteckung“, erklärt Hutter.

Betrachtet man das Infektions­geschehen in Teilen Kärntens, untermauer­t das die Nebelund Infektions­these. „Vom Unteren Lavanttal bis zum Wörthersee, Villach, das Gailtal ist es seit 4. November eingetrübt“, sagt Gerhard Hohenwarte­r von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). „Im Klagenfurt­er Becken haben wir seit zwölf Tagen Hochnebel. Nur am Montag hat es ausnahmswe­ise geregnet“, sagt er.

Klagenfurt-Stadt hat mit 892,4 positiven Fällen pro 100.000 Einwohnern (Ages-Zahlen von 18. November) kärntenwei­t die zweitgrößt­e Ansteckung­srate (Völkermark­t liegt bei 984,2) in den letzten sieben Tagen, Klagenfurt Land (816,5) die drittgrößt­e. Betrachtet man allerdings Graz, das ebenfalls traditione­ll stark von Nebel betroffen ist und wo seit 9. November trübes Wetter mit wenigen sonnigen Ausnahmen herrscht, wird die Theorie wackelig: Mit einer Inzidenz von rund 380 liegen Stadt Graz und Graz-Umgebung bei der Ansteckung­srate im untersten steirische­n Bereich. Da ist Voitsberg (703,3) Spitzenrei­ter.

In beheizten Innenräume­n halten sich Aerosole länger in der Luft, das fördert

die Ansteckung.

Hans-Peter Hutter

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