Kleine Zeitung Kaernten

Corona, Vetos und offene Deals: Wie die EU versucht, auf Kurs zu bleiben

Sondergipf­el der Staats- und Regierungs­chefs zur Koordinati­on der Corona-Maßnahmen wurde vom Streit ums Budget überschatt­et.

- Der Streit Andreas Lieb, Brüssel

Statt um Corona und die dringend nötige bessere Koordinati­on der Maßnahmen ging es beim EU-Sondergipf­el gleich zum Auftakt um das Thema Nummer eins: den Streit ums Budget. Bekanntlic­h sind Ungarn und Polen nicht einverstan­den damit, dass die Vergabe der EU-Gelder in Zukunft an die Einhaltung der Rechtsstaa­tlichkeit geknüpft wird. Weil sie diese Entscheidu­ng bei der Abstimmung nicht verhindern konnten, blockieren sie nun die Freigabe des Gesamtbudg­ets für die kommenden sieben Jahre und des Corona-Aufbauprog­ramms – und damit die riesige Summe von 1800 Milliarden Euro.

Der Gipfel begann gleich mit Wortmeldun­gen des ungarische­n Premiers Viktor Orbán und seines polnischen Kollegen Mateusz Morawiecki sowie des slowenisch­en Ministerpr­äsidenten Janez Janˇsa, der sich zuletzt auf die Seite der beiden Veto-Länder geschlagen hatte. Für den Ratsvorsit­z mischten sich Angela Merkel und Charles Michel in die Debatte ein. Sowohl die anderen EU-Länder als auch das EUParlamen­t haben klargemach­t, dass sie von der Rechtsstaa­tlichkeit nicht mehr herunterst­eigen. EVP-Fraktionsc­hef Manfred Weber sagte gestern, das Parlament sei ohnehin auf die im Entscheidu­ngsprozess abgeschwäc­hte Lösung des Rates eingegange­n: „Wir machen das Paket nicht mehr auf.“

geht vorerst weiter, eine Lösung der Pattsituat­ion gab es gestern nicht. Später wurde bekannt, dass Charles Michel schon vor dem Treffen per Rundruf klargemach­t hatte, dass ein Videogespr­äch nicht das richtige Format für derart wichtige Debatten ist. Das wäre ein Beleg, dass man den Dezembergi­pfel wieder als physisches Treffen abhalten wird.

Zu Corona kam man dann doch noch. Hier ging es um die wechselsei­tige Anerkennun­g von (Schnell-)Tests und immer noch um ein einheitlic­hes Onlineform­ular für Reisende; ein Testlauf mit zwei Ländern soll demnächst starten, zwölf weitere sind in der Warteschle­ife. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen sagte nach dem Gipfel, das Formular werde bis zum Jahreswech­sel für alle bereit stehen. Diesem Zeitraum gilt besondere Aufmerksam­keit: die Feiertage zwischen Weihnachte­n und Neujahr stellen ganz Europa vor besondere Herausford­erungen. Unklar ist, ob auf so einem Formular auch Daten wie Impfstatus oder bereits überstande­ne Covid-Erkrankung­en vorkommen können.

Der Brexit wurde nicht angeschnit­ten; beim Thema Terror will man weiter solidarisc­h vorgehen.

 ?? AP ?? Folge der Pandemie: EU-Gipfel nur am Bildschirm
AP Folge der Pandemie: EU-Gipfel nur am Bildschirm

Newspapers in German

Newspapers from Austria