Bannbrecher
In großen Teilen des Handels ist die Stimmung – wie in anderen Branchen – so trostlos wie ein feuchtkalter Tag im November, und vor diesem Hintergrund mag der Vorstoß von Wirtschaftskammerboss Harald Mahrer für die Sonntagsöffnung vor Weihnachten auf gewisses Verständnis stoßen. Noch dazu, wo man mit einer Entzerrung der Kundenströme argumentieren kann.
Aber würde das Offenhalten an zwei Sonntagen das Geschäft so anheizen, dass die Rechnung aufgeht?
Die Antwort ist: ja, aber nur für wenige.
Nicht umsonst hat die Wirtschaftskammer bisher immer gegen die Sonntagsöffnung votiert, basierend auf internen Umfragen. Da sagen nämlich die kleinen Händler, dass das wegen der Zuschläge am Wochenende für sie kein Geschäft ist.
Den Kuchen würden sich die Großen einverleiben und das wäre kaum im Sinne der klein strukturierten österreichischen Handelslandschaft. Auch das liberale „Wer will, soll offen halten“wäre diesfalls gleichbedeutend mit „Friss oder stirb!“. as Argument, man befinde sich in einer Ausnahmesituation und dürfe Amazon keine Geschenke machen, ist zweischneidig. Der Zustand wird mit Weihnachten nicht beendet sein – und was folgt dann? Der Bann wäre wohl gebrochen.
Völlig zu Recht stellt die Gewerkschaft die Frage, wie man mit den Heldinnen der Krise umzugehen gedenkt.
Die überwiegend weiblichen Beschäftigten der Branche wurden gerade noch für ihren Einsatz beklatscht – um jetzt über ihre Köpfe hinweg zu fordern, ihre Familienzeit hintanzustellen.
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