Gegen ein ganzes System
Sie macht einen Juden zum Gestapo-Kommissar und erzählt vom Wien der 1920er: Alex Beer über ihre Krimis und was sie über das Heute aussagen.
Ihre ersten Krimis rund um den Wiener Chefinspektor Otto Morell hat sie noch als Daniela Larcher herausgebracht. Seit ihrer Reihe rund um Kommissar August Emmerich, die im Wien der 1920er-Jahre angesiedelt ist, veröffentlicht die gebürtige Vorarlbergerin unter dem Pseudonym Alex Beer – und wird nun oft für einen „älteren Herrn“gehalten, wie sie erzählt. Mittlerweile hat die 43-Jährige eine weitere Krimi-Reihe gestartet: In „Unter Wölfen“ermittelt der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein 1942 als Gestapo-Kommissar in Nürnberg.
Wie kommt man auf ungewöhnliches Setting?
ALEX BEER: Ein guter Krimi wird stark durch den Gegenspieler, den Bösewicht definiert. Je mächtiger er ist, desto größer sind die Gefahr und die Herausforderung für den Helden. Ich habe lange versucht, den perfekten Antagonisten zu erschaffen, bis ich irgendwann den Einfall hatte: Was, wenn mein Held es mit einem ganzen System aufnehmen muss? Aus diesem Gedankengang entstand dann die Idee, einen jüdischen Antiquar gegen das Deutsche Reich antreten zu lassen. Mehr „David gegen Goliath“geht meines Erachtens kaum.
Rubinstein versucht, seine Familie vor der Deportation zu retten. Wie schaffen Sie es, sich in so eine Figur einzufühlen?
Ich habe so viele Zeitzeugenberichte wie möglich gelesen. Tagebücher, Briefe, Autobiografien ... Ich denke, für so eine Figur ist es wichtig, so viele Informationen aus erster Hand zusammenzutragen wie nur irgendwie möglich.
Gibt es für die Widerstandsgruppe, die Isaak quasi zwangsweise rekrutiert, ein Vorbild? Die Gruppe ist ja auch Gewalt nicht abgeneigt ...
Auch hier habe ich mir Zeitzeugenberichte zu Gemüte geführt, dabei ist mir aufgefallen, wie heterogen Widerstandsgruppen waren. Sie bestanden aus Ärzten, Arbeitern, Künstlern, Beamten, Hausfrauen, Arbeitslosen. Darunter waren Christen, Marxisten, Kommunisten. Genauso divers wie ihre Hintergründe waren ihre Ansätze, wie man dem Terrorregime der Nazis am besten entgegentreten sollte – manche wollten so ge