„Keine Bedenken, dass es scheitert“
Die Südkärntner Bank soll Filiale in Wien erhalten. Fokus auf Private Banking und Immobilien, Kerngeschäft soll bleiben.
Wie hoch ist der Erlös, den die Genossenschafter aus dem Verkauf der abgespaltenen Bank erzielen? GEBHARD KAWALIREK: Wir haben an sich Stillschweigen vereinbart, der Preis wird aber in den Stimmzetteln ersichtlich sein. Es ist ein merklicher Aufschlag auf das Kapital der Bank und somit im Interesse aller Eigentümer. Es werden 50 Millionen Euro als Verkaufspreis sein.
Wann erfolgt die Umsetzung des Verkaufs?
KAWALIREK: Diese ist von der aufsichtsrechtlichen Genehmigung abhängig. Nach den Beschlüssen der Generalversammlung ist die Finanzmarktaufsicht mit der Europäischen Zentralbank am Zug. Die Genehmigung erwarten wir im ersten Halbjahr. Dabei geht es um zwei Anträge in einem: die Genehmigung der Abspaltung und die Genehmigung des Eigentümerwechsels.
Herr Strehl, Sie sind der Wunsch-Kandidat des künftigen Eigentümers als CEO der Posojilnica Bank. Warum kaufen Londoner Vermögensverwalter eine Südkärntner Bank?
IGOR STREHL: Die Sova Capital Group ist ein 2004 in London gegründetes Wertpapierunternehmen, das sich sehr erfolgreich entwickelt hat. Die Bilanzsumme beträgt drei Milliarden, das Eigenkapital 400 Millionen US-Dollar. 2019 erwirtschafteten wir 64 Millionen Dollar Ertrag. Wir sind kein Hedgefonds, sondern eine Wertpapierfirma, die Kunden in 40 Ländern betreut. Wir wollen wegen des Brexits in der EU eine Bank kaufen. Österreich war für uns perfekt, die Poso ideal.
Warum?
STREHL: Sie ist international aufgestellt und hat eine Grundstruktur, die zu unserer Mentalität sehr gut passt. Ausschlaggebend war in erster Linie der Verkäufer, das Ganze ist gut eingebettet, wir haben eine funktionierende Bank und können sofort arbeiten.
Es geht Ihnen also um die EUBanklizenz.
STREHL: Wir brauchen die Bank als Betrieb und belassen das Headoffice in Klagenfurt. Zusätzlich wollen wir bestehende Sova-Kunden bei der Poso betreuen. Es ist geplant, dass wir nach dem Kauf für die Betreuung dieser Kunden mit einer Filiale in Wien starten. Die Bestandskunden der Poso werden weiterhin in Kärnten betreut.
Wie passt das Kerngeschäft in Südkärnten zu Ihren Absichten? STREHL: Die Bank erzielt ihren Ertrag primär aus Immobilienkrediten, das ist genau das, was wir auch vorhaben. Wir werden ganz normale Immobiliengeschäfte finanzieren und Private Banking betreiben.
Die Poso-Mitarbeiter werden von Ihnen alle übernommen? STREHL: Natürlich. Wir sind auch sehr daran interessiert, mit der Raiffeisenbank weiter zu kooperieren. Viele Prozesse wie die IT sind dort integriert.
Posojilnica ist eine traditionsreiche Genossenschaftsbank. Fürchten Sie Widerstände?
STREHL: Warum? Wir bieten der Bank eine sichere Zukunft, wollen sofort weitere 20 Millionen Eigenkapital einbringen und sind, je nachdem, wie sich die Geschäfte entwickeln, bereit, weiter zu investieren. Wir bringen zusätzliche Kunden. Ich bin komplett überzeugt, dass dieser Schritt der Bank eine sehr gute Zukunft garantiert.
Sehen Sie keine kulturellen Probleme nach der Übernahme? STREHL: Wir respektieren die Befindlichkeiten vor Ort. Wir wollen Sponsoringaktivitäten fortsetzen und auch die Zweisprachigkeit.
KAWALIREK: Meine Erfahrung ist, dass die Leute ein adäquates gutes Bankgeschäft angeboten haben wollen, sie die Zweisprachigkeit weiterleben können, Arbeitsplätze und Sponsoringmaßnahmen erhalten bleiben. Diese Aspekte sind mit dieser neuen Eigentümerstruktur bestens sichergestellt.
Wie viel Geld steckte Raiffeisen in die Sanierung?
KAWALIREK: 73 Millionen Euro. Wir haben die nicht performenden Kredite langsam abgebaut, das hat sich als sehr positiv herausgestellt, weil wir aus der Verwertung dieser Kredite so eine höhere Erlösquote erzielen konnten als bei einem sofortigen Verkauf der NPLs. Die Bank hat aber weiterhin mehr als 80 Millionen nicht performende Kredite, vor allem in Slowenien und Kroatien, schreibt daher weiter einen Verlust. Nach ein
zwei Jahren, wenn das Portfolio abgebaut ist, kann man sehr wohl eine gewinnbringende Bank erreichen.
Über 80 Millionen Euro faule Kredite schreckte Sova nicht ab?
STREHL: Wir haben eine intensive Due Dilligence gemacht und das natürlich gesehen. Die Immobilienpreise haben sich erholt, es wurden ausreichend Reserven gebildet. Das ist eine vernünftige Ausgangsbasis. Wir holen neue Geschäfte und Kunden, machen Kapitalerhöhungen: Das wird helfen, schnell operativ positiv zu werden.
Schneller als es Raiffeisen gekonnt hätte?
STREHL: (lacht) Wir werden schnell unsere Ziele erreichen.
Fokus ist Österreich, möglich ist der gesamte D-A-CH-Raum. Wir werden für Kunden, die wegen des Brexits in der EU bleiben wollen, Private Banking in der Filiale Wien machen. Dazu kommt das Immobiliengeschäft als zweites Standbein. Denn diese Leute wollen hier eine Wohnung oder ein Haus kaufen.
Der Name der Bank bleibt?
STREHL: Das entscheiden wir nach Genehmigung der Transaktion.
Was bewegt Sova-Eigentümer Roman Adveev hier zu investieren?
STREHL: Die Entscheidung über den Kauf hat der Vorstand der Sova getroffen. Der Eigentümer der Sova, Herr Avdeev, hat keine Funktion in der Sova. Er ist ein gestandener Banker, in Russland groß geworden und EU-Bürger.
Etwas konkreter, bitte.
STREHL: Er ist zypriotischer Staatsbürger, lebt mit seiner Familie dort und macht erfolgreiche Investments. Wegen des Brexits ist es notwendig, eine Bank in der EU zu haben, daher dieser Schritt.
Sie haben keine Zweifel an der Seriosität des Käufers?
KAWALIREK: Nein. Wir haben auch im Vertrag Zusicherungen erhalten, insbesondere für die Fortführung der Bank und den Erhalt der Arbeitsplätze.
Für welchen Zeitraum?
KAWALIREK: Das ist nicht auf den Zeitraum fixiert. Es handelt sich bei der Sova Group um ein reguliertes Unternehmen im – heute noch – EU-Raum. Wenn es hier schwere Bedenken geben würde, gäbe es keine Zulassung. Wir haben keine Bedenken, dass es noch scheitern kann. Wenn noch Nachbesserungen oder ein Dokument gefordert sind, werden wir liefern.
STREHL: Der Eigentümer macht ja keine Geschäfte, das obliegt dem Vorstand.
Herr Kawalirek, plagt Sie auch ein weinendes Auge?
KAWALIREK: Es ist erster Linie ein lachendes Auge aus Sicht der Eigentümer und Genossenschafter, weil ein Teil der Wertvernichtung aufgeholt wird. Der Haftungsverbund von Raiffeisen ist dafür da, die Bank zu retten und zu sanieren, nicht, um neues Geschäft aufzubauen. Aus Sicht der Mitarbeiter und Kunden sind diese Zukunftsaussichten ebenfalls von Vorteil.
Kärnten steht wirtschaftlich nicht so gut da, gilt als overbanked. Das schreckt Sie nicht ab?
STREHL: Wir haben unsere Nische, werden unsere Produkte auch in Kärnten anbieten.
Sie werden auch als Mitbewerber von Raiffeisen aktiv sein?
STREHL: (lacht) Wettbewerb belebt das Geschäft, why not?