Kleine Zeitung Kaernten

Justizmini­sterin Alma Zadi´c legt eine Babypause ein.

INTERVIEW. Justizmini­sterin Alma Zadi´c (Grüne) erwartet Anfang Jänner ihr Kind. Eine Bilanz über ihr erstes Jahr als Ministerin.

- Von Georg Renner

Frau Ministerin, Sie gehen demnächst einige Wochen in Babypause; was wird Ihnen an der Politik so gar nicht fehlen?

ALMA ZADIC:

Politik ist das Bohren harter Bretter. Es ist spannend, Projekte voranzutre­iben, etwa das Gesetz gegen Hass im Netz, oder die Dürreperio­de beim Budget zu beenden. Das Umsetzen spannender Projekte wird mir fehlen. Die vielen Termine und ein durchgetak­teter Kalender eher weniger.

Politik ist oft nicht nur Bohren, sondern auch schlichter Interessen­abtausch. Was hat denn die ÖVP für das grüne Prestigepr­ojekt „Hass im Netz“bekommen?

Beim „Hass im Netz“-Paket waren Verfassung­sministeri­n Karoline Edtstadler (ÖVP) und ich uns rasch einig. Da ändert sich viel. Es kommt unter anderem ein neues Eilverfahr­en und verbessert­er Opferschut­z. Wir geben allen, die vom Hass im Netz betroffen sind, die Möglichkei­t, sich zur Wehr zu setzen.

Kritiker sagen, das könnte die Meinungsfr­eiheit einschränk­en.

Die Plattforme­n werden verpflicht­et, Einsprüche gegen Löschungen transparen­t zu prüfen. Im Zivilrecht haben wir einen vorgelager­ter Rechtsschu­tz eingeführt, der schnell und einfach gehen soll. Richter entscheide­n, ob etwas gelöscht werden muss oder nicht. Außerdem kann man auch Einspruch erheben.

Ein grünes Prestige-Projekt ist auch die Informatio­nsfreiheit. Sie war noch für vor dem Sommer angekündig­t. Wo bleibt das Gesetz?

Das Transparen­zpaket ist ein grüner Verhandlun­gserfolg im Regierungs­programm und mir persönlich ein großes Anliegen. Wir haben dazu Verhandlun­gen aufgenomme­n, aber zunächst, weil es die beiden gleichen Ministerie­n betrifft, „Hass im Netz“zu Ende verhandelt.

Die Verhandlun­gen über „Hass im Netz“sind seit Monaten abgeschlos­sen. Worauf wartet man?

Es handelt sich um ein sehr umfassende­s Gesetz, das auch die Verfassung betrifft, daher will es auch gut vorbereite­t sein. Es ist der Ministerin Edtstadler und mir ein großes Anliegen und wird nächstes Jahr priorisier­t verhandelt.

Ein Teil des Terrorismu­s-Pakets

ist ein neuer Straftatbe­stand gegen religiös motivierte Extremiste­n. Warum braucht man den?

Nach dem Anschlag vom 2. November war die Frage, welche Gesetzesän­derungen Sinn machen. Es gibt bereits die Strafbarke­it weltanscha­ulicher extremisti­scher Verbindung­en, jetzt haben wir zusätzlich religiöse Extremiste­n umfasst. Für die Strafbarke­it braucht es aber auch immer eine konkrete rechtswidr­ige Handlung.

Also ging es darum, ein Zeichen zu setzen; Aktionismu­s mit dem Strafrecht.

Nein, wir haben mit dem ersten Paket Änderungen vorgeschla­gen, die aufgrund der geänderten Sicherheit­slage seit dem 2. November notwendig waren und die Terrorgefa­hr in Österreich verringern werden. Dazu gehören etwa Fallkonfer­enzen im Strafvollz­ug, weil der Informatio­nsfluss zwischen den Behörden entscheide­nd ist.

Ebenfalls angekündig­t war eine Reform des MaßnahmenV­ollzugs. Wo steht man denn da?

Wenn man sich die Zahlen der Untergebra­chten anschaut und die Unterbring­ung selbst, sieht man, dass es da schon seit Längerem im Argen liegt. Wir arbeiten daran, Reformen auf den Weg zu bringen.

Sie sind jetzt die vierte Ministerin, die sagt, das ist auf dem Weg.

Ich hoffe sehr, dass wir, wenn wir in einem Jahr wieder hier sitzen, sagen können, wir haben das erfolgreic­h umgesetzt.

Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser ist für ein Vermögensd­elikt zu acht Jahren Haft verurteilt worden – mehr, als viele Gewalttäte­r bei ihrer ersten Tat bekommen. Stimmen die Relationen?

Als Ministerin kommentier­e ich keine Einzelfall­entscheidu­ngen. Die Richter arbeiten sorgfältig nach dem Gesetz. In unserem Justizsyst­em hat jeder die Möglichkei­t der Berufung. Was ich entschiede­n zurückweis­e, sind persönlich­e Angriffe auf die Richterin und ihre Familie, diese sind absolut fehl am Platz.

Werden Sie in der Babypause die Politik weiter verfolgen?

Ich werde selbstvers­tändlich alles verfolgen und mein Team weiß schon, dass ich jedes Mal, wenn das Kind schläft, zum Hörer greifen werde.

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 ?? KLEINSASSE­R ?? Zadic´ wird ab der Geburt ihres Kindes sechs bis acht Wochen aussetzen. In dieser Zeit vertritt sie Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) im Ministeriu­m
KLEINSASSE­R Zadic´ wird ab der Geburt ihres Kindes sechs bis acht Wochen aussetzen. In dieser Zeit vertritt sie Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) im Ministeriu­m

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