Neuaufstellung
Kaum jemand steht so sehr im Kreuzfeuer der Kritik wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Kaum jemand ist aber auch so gefordert und steht so in der Auslage wie er und der Kanzler.
Während Kanzler Kurz über eine gut geölte PR-Maschinerie verfügt und sich in sachlich-rechtlichen Belangen auf seine Fachminister verlassen kann und muss, ist Anschober an allen Fronten gleichzeitig gefordert.
Er steht seinen Mann in Sachen PR-Fragen: Die nahezu tägliche Pressekonferenz, die unnachahmliche Ruhe, die angesichts auch nahezu unlösbarer Herausforderungen noch nie in Agonie gemündet ist, der Mut zum sachlichen Rückwärtssalto und sein unbeirrbares Streben nach dem Neuanlauf, das Sichfügen in die Notwendigkeit, sich dabei mit dem größeren Partner abzustimmen und auf Fallen aller Art gefasst zu sein – das ringt auch seinen Kritikern Achtung ab.
Das Sozial-, und Gesundheitsressort war nicht gut aufgestellt für die Krise, woran auch die Kanzlerpartei mit Schuld hat, die den ehemaligen Partner FPÖ im Zentrum der Verwaltung ungesteuert werken ließ. Zu lange hat sich Anschober Zeit gelassen, nicht nur die Krisenfeuerwehr selbst, sondern auch die Truppe dahinter neu aufzustellen.
J etzt ist es so weit: Kein unbedarfter Neuling an der Spitze der Sektionen, sechs von acht Führungsfunktionen weiblich besetzt, Kontinuität in der Fortführung des Corona-Managements – das sind gute Signale. Sie lassen hoffen, dass auch die handwerklichen Fehler bei Konzeption und rechtlicher Verortung der Maßnahmen der Vergangenheit angehören.