Wenn die Linse das Ungesehene offenbart
Fotograf Arnold Pöschl zeigt in „Schaffenskraft“Porträts von Kärntner Autoren.
Lassen wir also die Augen Augen sein für dieses eine Mal, deine Aufnahme war der Moment, in dem sie nicht achtsam waren“, schreibt der Schriftsteller Alexander Widner an den Fotografen Arnold Pöschl, der für sein Projekt „Schaffenskraft“Kärntner Autoren mit der Kamera porträtierte.
Vor zwei Jahren im Rahmen einer Ausstellung im Musilmuseum präsentiert, sind die Aufnahmen jetzt als Bildband erschienen. Den richtigen Moment zu finden, dann, wenn das Fotomodell ganz bei sich ist, das Licht zu nutzen, ein Motiv zu komponieren – all das macht die Qualität eines Bild-Porträts aus.
besten Fall offenbart der Blick durch die Linse, wenn im perfekten Moment abgedrückt wird, bisher Ungesehenes. Engelbert Obernosterer ging es so: „Das ist die Wende, ist der Abschied von der alten Selbsteinschätzung! Das Foto lässt mir, wie ich mich bisher selber gesehen habe, keine Chance. (...) Alles zusammen lese ich als eine Dokumentation und Summe dessen, was in mir im Laufe der Jahre vorgegangen sein mag, wovon ich das meiste, um meine Mitmenschen nicht zu erschrecken, unter die Decke einer glatten Visage zu kehren versucht habe.“Von Anna Baar bis Daniel
Wisser reicht die Zusammenstellung an Literaten-Porträts in Schwarz-Weiß und in Farbe, ein Vorwort von ORF-Literaturchefin Katja Gasser lädt zum Lesen der Gesichter ein: „Das fragile Band zwischen dem Werk und der Autorin/dem Autor, zwischen Kunst und Welt einzufangen: Darum bemühen sich die Bilder Arnold Pöschls.“Kurzbiografien stellen die 26 Schriftsteller vor, 15 von ihnen haben mit kleiIm nen Texten, Briefen oder Gedichten auf ihre Fotos geantwortet. Die lesenswerte Lektüre ist amüsant, selbstkritisch und nachdenklich. Das Buch erscheint in limitierter, signierter Auflage und ergänzt anschaulich jede Kärnten-Bibliothek. Auch wenn der Autor und Bibliotheken-Freund Felix Kucher darin warnt: „Ansammlungen von Büchern sind gefährlich. Sie stellen eine eigene Realität dar, die die erste Realität zu verschlingen droht.“