Zwischen Statistik und Tragödien
5172 Corona-Tote sind gesichtslose Statistik. Eine an Covid-19 verstorbene Frau, deren Kinder trauern, ist eine Tragödie.
Was hören wir seit unerträglich langer Zeit täglich im Radio? Hören wir sie überhaupt noch, diese Zahlen über Tote und Infektionen, die fast schon wie Wettermeldungen begleiten? Und wenn, was bewirken sie in unseren Köpfen? Was bewirkt die Zahl 5172 Menschen, die an oder mit Corona gestorben sind? Wer keinen von den Verstorbenen kennt, wird kurz tief durchatmen und sich dann überlegen, ob das bestellte Weihnachtsgeschenk rechtzeitig eintreffen wird. Sie sind gesichtslos, die
sie dringen nicht durch. Wie anders kann erklärt werden, dass manche immer noch Mund-Nasen-Schutz, Abstandsregelungen, Kontaktbeschränkungen nicht ernst nehmen. Oder die Regierung für Weihnachten die Türen für ein Zusammentreffen von zehn
Haushalten öffnet. Danach gilt ja wieder die Formel 6 + 6 aus 2, sechs Erwachsene, sechs Kinder, zwei Haushalte. Wie anders ist auch zu erklären, dass sich nur wenige testen ließen. Denken Politiker, die die Regierung oft und gerne wegen „Panikmache“beschimpfen, dass hinter der Zahl 5172 auch 5172 menschliche Tragödien stehen? Kinder, die trauern, Verstorbene, die noch atmen, leben könnten, wären wir vorsichtiger gewesen.
Ein Leser schrieb, es sei „schade, dass es ethisch nicht vertretbar ist, Corona-LeugZahlen, nern, die gegen Covid-Einschränkungen demonstrieren, bei einer Erkrankung das Intensivbett zu verweigern“. Irgendwo ende individuelle Freiheit.
Ja, und sie endet nicht erst dort, wo sie andere in den Abgrund stößt. Sie endet, wenn die Verantwortung für andere fehlt. Wie meinte gestern der Linzer SP-Bürgermeister? Die Teilnahme an Gratis-Antigentests sei eine Bürgerpflicht, die nicht bezahlt werden dürfte. Wie recht er hat. Alles andere wäre wirklich eines: eine gesellschaftspolitische Bankrotterklärung.