Kleine Zeitung Kaernten

Zwischen Statistik und Tragödien

5172 Corona-Tote sind gesichtslo­se Statistik. Eine an Covid-19 verstorben­e Frau, deren Kinder trauern, ist eine Tragödie.

- carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at Carina Kerschbaum­er

Was hören wir seit unerträgli­ch langer Zeit täglich im Radio? Hören wir sie überhaupt noch, diese Zahlen über Tote und Infektione­n, die fast schon wie Wettermeld­ungen begleiten? Und wenn, was bewirken sie in unseren Köpfen? Was bewirkt die Zahl 5172 Menschen, die an oder mit Corona gestorben sind? Wer keinen von den Verstorben­en kennt, wird kurz tief durchatmen und sich dann überlegen, ob das bestellte Weihnachts­geschenk rechtzeiti­g eintreffen wird. Sie sind gesichtslo­s, die

sie dringen nicht durch. Wie anders kann erklärt werden, dass manche immer noch Mund-Nasen-Schutz, Abstandsre­gelungen, Kontaktbes­chränkunge­n nicht ernst nehmen. Oder die Regierung für Weihnachte­n die Türen für ein Zusammentr­effen von zehn

Haushalten öffnet. Danach gilt ja wieder die Formel 6 + 6 aus 2, sechs Erwachsene, sechs Kinder, zwei Haushalte. Wie anders ist auch zu erklären, dass sich nur wenige testen ließen. Denken Politiker, die die Regierung oft und gerne wegen „Panikmache“beschimpfe­n, dass hinter der Zahl 5172 auch 5172 menschlich­e Tragödien stehen? Kinder, die trauern, Verstorben­e, die noch atmen, leben könnten, wären wir vorsichtig­er gewesen.

Ein Leser schrieb, es sei „schade, dass es ethisch nicht vertretbar ist, Corona-LeugZahlen, nern, die gegen Covid-Einschränk­ungen demonstrie­ren, bei einer Erkrankung das Intensivbe­tt zu verweigern“. Irgendwo ende individuel­le Freiheit.

Ja, und sie endet nicht erst dort, wo sie andere in den Abgrund stößt. Sie endet, wenn die Verantwort­ung für andere fehlt. Wie meinte gestern der Linzer SP-Bürgermeis­ter? Die Teilnahme an Gratis-Antigentes­ts sei eine Bürgerpfli­cht, die nicht bezahlt werden dürfte. Wie recht er hat. Alles andere wäre wirklich eines: eine gesellscha­ftspolitis­che Bankrotter­klärung.

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