Geordnete Bahnen sind ihr wichtig
Top-Medizinerin verabreichte die ersten Corona-Impfungen im Land.
Für sie als Top-Medizinerin war es ein kleiner Handgriff – die Bedeutung für Österreich und das von Corona gebeutelte Volk ist aber enorm: Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorsitzende der österreichischen Impfkommission, injizierte nun der Pensionistin Theresia Hofer und vier weiteren Patienten je eine Dosis des ersten in der EU zugelassenen Corona-Vakzins.
Die Impfexpertin, die das Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien leitet, hält Zulassung und Einsatz für einen „absoluten Durchbruch“: Eine „unglaubliche Leistung“sei es, in so kurzer Zeit ein wirksames Vakzin zu entwickeln – und dabei „alle Regelwerke einzuhalten“. Sie dürfte davon selbst überrascht gewesen sein, hegte Wiedermann-Schmidt doch Anfang September noch Zweifel daran, dass es so schnell gehen könne und werde. Der Immunologin war von Beginn an viel an einem soliden Impfkonzept gelegen: Zunächst sei darauf abzuzielen, Menschen zu schützen, die aus beruflichen oder Altersgründen hohem Risiko ausgesetzt sind, sagte sie im August, als das sehnlich erhoffte Vakzin noch in relativ weiter Ferne lag. Bereits vor Jahren hielt die 55-Jährige zusammen mit anderen Forschern fest: „Impfungen gehören – neben sauberem Wasser – zu den Errungenschaften, die den größten Effekt auf den Rückgang der globalen Sterblichkeit und die Verbesserung der Lebensqualität erzielten.“
Nach ihrem Medizinstudium in Wien war Wiedermann-Schmidt einst nach Schweden gegangen, wo sie am Institut für Klinische Immunologie der Universität Göteborg wirkte. Beim Experimentieren könne stets „Unvorhersehbares“passieren, sagte sie einmal. Damit Erfolge möglich werden können, brauche es jedenfalls Mittel, so die Wissenschaftlerin – die offen „den ewigen Geldmangel in der Forschung“kritisiert. Eine wichtige Botschaft hat sie für Mädchen parat: „Ein erfolgreicher Forscher muss nicht unbedingt ein Mann sein – und schon gar nicht eine graue Maus!“