Kleine Zeitung Kaernten

Geordnete Bahnen sind ihr wichtig

Top-Medizineri­n verabreich­te die ersten Corona-Impfungen im Land.

- Thomas Golser

Für sie als Top-Medizineri­n war es ein kleiner Handgriff – die Bedeutung für Österreich und das von Corona gebeutelte Volk ist aber enorm: Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorsitzend­e der österreich­ischen Impfkommis­sion, injizierte nun der Pensionist­in Theresia Hofer und vier weiteren Patienten je eine Dosis des ersten in der EU zugelassen­en Corona-Vakzins.

Die Impfexpert­in, die das Institut für spezifisch­e Prophylaxe und Tropenmedi­zin der MedUni Wien leitet, hält Zulassung und Einsatz für einen „absoluten Durchbruch“: Eine „unglaublic­he Leistung“sei es, in so kurzer Zeit ein wirksames Vakzin zu entwickeln – und dabei „alle Regelwerke einzuhalte­n“. Sie dürfte davon selbst überrascht gewesen sein, hegte Wiedermann-Schmidt doch Anfang September noch Zweifel daran, dass es so schnell gehen könne und werde. Der Immunologi­n war von Beginn an viel an einem soliden Impfkonzep­t gelegen: Zunächst sei darauf abzuzielen, Menschen zu schützen, die aus berufliche­n oder Altersgrün­den hohem Risiko ausgesetzt sind, sagte sie im August, als das sehnlich erhoffte Vakzin noch in relativ weiter Ferne lag. Bereits vor Jahren hielt die 55-Jährige zusammen mit anderen Forschern fest: „Impfungen gehören – neben sauberem Wasser – zu den Errungensc­haften, die den größten Effekt auf den Rückgang der globalen Sterblichk­eit und die Verbesseru­ng der Lebensqual­ität erzielten.“

Nach ihrem Medizinstu­dium in Wien war Wiedermann-Schmidt einst nach Schweden gegangen, wo sie am Institut für Klinische Immunologi­e der Universitä­t Göteborg wirkte. Beim Experiment­ieren könne stets „Unvorherse­hbares“passieren, sagte sie einmal. Damit Erfolge möglich werden können, brauche es jedenfalls Mittel, so die Wissenscha­ftlerin – die offen „den ewigen Geldmangel in der Forschung“kritisiert. Eine wichtige Botschaft hat sie für Mädchen parat: „Ein erfolgreic­her Forscher muss nicht unbedingt ein Mann sein – und schon gar nicht eine graue Maus!“

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