Den ÖSV-Assen fehlt nur der Beweis der Klasse – Siege
über den Start in die schnelle Saison, die Lehren daraus – und einen würdigen Sieger.
Die Weltcupsaison ist heuer wegen Corona unter ganz besonderen Voraussetzungen zu verfolgen. Es ist eine Saison, die unter komplett anderen Vorzeichen stattfindet – logisch, ist ja überall sonst auch so. Aber dass dem so ist, das haben die ersten „schnellen“Rennen gezeigt. Für alle Läufer gilt es deshalb, flexibel zu bleiben und sich auf über Nacht ändernde Bedingungen oder gar ein neues, anderes Programm rasch einzustellen. Das haben wir mit den vertauschten Rennen in Val d’Isère gesehen und nun auch in Bormio, wo der Super G ebenfalls schon vor der Abfahrt stattfinden wird.
Ich habe das Gefühl, dass ausnahmslos alle nach wie vor froh und dankbar sind, dass sie die Möglichkeit haben, ihren Beruf auszuüben. Trotz der fehlenden Fans, was ein Manko ist – aber die Fernsehbilder mit den leeren Pistenrändern erinnern mich an meine Rennen in jungen Jahren. Trotzdem wird es auch heuer einen verdienten Weltcupsieger geben. Denn in Bormio warten die anspruchsvollen Rennen – und man kann sagen, dass der Piste Corona ziemlich egal ist; sie präsentiert sich schwer wie immer. Das ist die Chance für Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr, denen solch ruppige Rennen liegen. Die Leistungen beider waren bisher ansprechend, selbst wenn Beweise – Siege – noch ausblieben. Vor allem Kriechmayr will nach seinem Skiwechsel den Kritikern offensichtlich beweisen, dass er wieder und weiter Rennen gewinnen kann – aber hier ist ein Schritt zurück oft die bessere Lösung. Es gilt eher, einmal locker draufloszufahren, als verkrampft die riskanteste Linie zu suchen. Die Technik und den Speed hat er allemal.
Aber auch die zweite Garde rund um Otmar Striedinger, der in der Abfahrt von Val d’Isère als Zweiter aufgezeigt hat, ist gefordert. Was ihr noch fehlt, ist die Konstanz, ein bisschen Glück – und vor allem endlich ein zählbares Erfolgserlebnis.
Olympiasieger in der Abfahrt 2002, 9 Weltcupsiege.