Die Steigerung kommt mit steigender Herausforderung
Warum Österreichs Abfahrer mit der wie immer pickelharten Stelvio mehr Freude haben sollten.
Der Befund klingt merkwürdig: Zu leicht waren sie, die ersten beiden Abfahrten des Jahres. Zu leicht für die Besten, die sich so nur schwer von den Guten absetzen können – und gut sind praktisch alle, die derzeit im Abfahrtsweltcup fahren. Zu den Norwegern, Schweizern, Italienern schlossen in diesem Jahr auch noch die USAmerikaner auf, selbst in den beiden Bormio-Trainings war Ryan Cochran-Siegle jeweils der Schnellste.
Dahinter war aber zumindest im zweiten Training bereits Vincent Kriechmayr zu finden. Und der will etwas gutmachen: „Gröden war für mich zum Vergessen, Val d’Isère war ein Griff ins Klo – ich muss eine Reaktion zeigen.“Und er hat auf der Stelvio auch noch etwas gutzumachen, hier verlor er vor einem Jahr mitten im Schwung den Ski. „Das war aber damals mein Fehler“, erklärt der Oberösterreicher, dem seither nachgesagt wird, zu krampfhaft dem Erfolg nachzujagen. Ganz so stimmt das nicht, sagt er: „Nur locker runterfahren kannst du heute nicht mehr. Alle fahren am letzten Zacken, du darfst nichts herschenken.“Dass er das kann,
bewies er im Training – nicht umsonst, denn: „Ich kann das nicht wie Beat Feuz, dass ich in den Trainings nichts zeige und im Rennen aufdrehe. Einmal muss ich zumindest voll fahren.“Auch Matthias Mayer, der in Bormio sein zehnjähriges Weltcup-Jubiläum begeht, zeigte auf, als Vierter. Seine Erinnerungen an die Stelvio: „Es war meine erste Abfahrt, genau beim San-Pietro-Sprung bin ich geflogen und vor Rennleiter Günter Hujara liegen geblieben – mit einem richtigen Schleim.“Und dann? „Hat mich Günter gemaßregelt und gesagt: ,Du darfst nicht fluchen!‘“
Heute wartet wegen des angesagten Schlechtwetters aber nicht die Abfahrt, sondern der Super-G. Aber leicht ist der in Bormio auch nicht.