Kleine Zeitung Kaernten

Plötzlich war der Alltag ein anderer

Im März kam das Coronaviru­s in Kärnten an. Das Land entwickelt­e sich im Lauf des Jahres bei Fallzahlen und Todesfälle­n vom Musterschü­ler zum Sorgenkind.

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Noch Anfang Februar hat man in Kärnten mit dem Coronaviru­s höchstens Wuhan in China in Verbindung gebracht. Wohl niemand hat hierzuland­e damit gerechnet, dass dieses Virus schlagarti­g auch unser Leben ändern wird.

Am 22. Februar feierte man in Villach noch Fasching – ungetrübte­s „Lei, Lei“mit Hunderten Italienern. Wenige Tage später war das Virus vor der Kärntner Grenze angekommen. In Friaul-Julisch Venetien wurde der Notstand ausgerufen. Anfangs sah man in Kärnten keinen Grund für weitreiche­nde Maßnahmen, Veranstalt­ungen wurden etwa weiterhin abgehalten. Ein Corona-Verdachtsf­all in Bad Kleinkirch­heim rüttelte dann die heimische Bevölkerun­g etwas auf: dem Tod einer italienisc­hen Urlauberin wurde die Ferienanla­ge behördlich gesperrt. Der Verdachtsf­all bestätigte sich letztlich nicht. Am 25. Februar beruhigt man beim Land, dass sich keiner der 19 Verdachtsf­älle in Kärnten bestätigt habe. Am 1. März wurden 81 Verdachtsf­älle gemeldet.

Am 5. März wurde der erste Coronafall in Kärnten bekannt. Eine Frau aus dem Bezirk Völkermark­t war positiv auf das neuartige Virus getestet worden. Die 28-Jährige wurde zu Hause unter Quarantäne gestellt. Sie ist Ende März auch die Erste, die wieder gesund wird.

Nicht nur das Wort „Corona“sollte uns das restliche Jahr über begleiten, auch der „Cluster“wurde allseits bekannt. Aus epidemiolo­gischer Sicht beginnt eine Corona-Clusterbil­dung schon sehr früh. Es braucht nur zwei oder mehrere zusammenhä­ngende Fälle mit gemeinsame­r Infektions­quelle. Bei der „ersten Welle“im Frühjahr gab es einen Cluster, der seinen Ursprung bei einem Begräbnis in Völkermark­t hatte sowie einen „Tourismus-Cluster“in Heiligenbl­ut. Bei Letzterem wurde der gesamte Ort unter Quarantäne gestellt.

Schließlic­h musste hierzuland­e der erste Todesfall in Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s beklagt werden. Am 22. März verstarb ein 65-jähriger Mann mit Vorerkrank­ung im Klinikum Klagenfurt. Weitere zwölf Menschen sterben im Frühjahr mit oder an Corona. Im Mai sorgte eine Lungentran­splantatio­n für Schlagzeil­en. Eine 45Nach

jährige Kärntnerin erkrankte so schwer an Covid-19, dass sie eine neue Lunge brauchte. Sie war die erste Corona-Patientin weltweit, der eine Lunge transplant­iert wurde. Die Organtrans­plantation wurde im AKH Wien durchgefüh­rt. Im Juli konnte die Frau auf eine Normalstat­ion verlegt werden.

In den Sommermona­ten bewegten sich die Fallzahlen auf einem niedrigen Niveau. Doch es hieß, auf der Hut zu sein. Die Strandbäde­r wurden regelrecht gestürmt. Unser Bundesland war beliebtes Reiseziel bei Inund Ausländern. In Velden staute es sich an den Wochenende­n abends in den Fußgängerz­onen und vor den Lokalen. Im Juli wurde in Kärntner Tourismus-Hotspots wieder eine

Maskenpfli­cht eingeführt. Diese galt nur abends und nur „im öffentlich­en Raum“.

Kärnten hat immer wieder auch österreich­weit für Aufsehen gesorgt: Ende August gab es ein Stau-Chaos am Karawanken­tunnel und am Loiblpass. Reisende mussten bis zu zwölf Stunden Wartezeit über sich ergehen lassen. Der Grund war eine rigorose Auslegung der Einreiseve­rordnung durch die Gesundheit­sbehörde vor Ort. Erst vor wenigen Tagen sorgte ein Strafbesch­eid in Österreich für Gesprächss­toff: Ein Oberkärntn­er sollte 300 Euro Strafe zahlen, weil er trotz Covid-Infektion weiter mit seiner Partnerin in der Wohnung lebte.

Im Herbst trat in Kärnten das ein, wovor sich alle gefürchtet hatten: Die Fallzahlen stiegen kontinuier­lich an und sollten jene vom Frühjahr deutlich übertreffe­n. Kärnten mutierte vom Musterschü­ler zum Sorgenkind. Die Todesfälle gingen sprunghaft in die Höhe. Vor allem in Pflegeheim­en geriet das Infektions­geschehen außer Kontrolle. Viele Todesfälle waren in den Einrichtun­gen zu beklagen. Mit einem Besuchsver­bot versuchte das Land entgegenzu­wirken.

Ende November kündigte die Bundesregi­erung Massentest­s an. In Kärnten unterzogen sich lediglich 106.000 Personen einem Antigentes­t. 558 Ergebnisse waren positiv. In Osttirol ließen sich 11.606 Menschen testen. 43 Testungen waren positiv.

Im kommenden Januar finden flächendec­kend weitere Testungen statt.

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DANIEL RAUNIG, WEICHSELBR­AUN
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Links: CoronaKont­rolle Oben: Das Bundesheer half an den Grenzen

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