Kleine Zeitung Kaernten

Zwei neue Kriege im Pandemie-Jahr

2020 gab es weltweit 29 Kriege und bewaffnete Konflikte – mit neuen Gewaltausb­rüchen in der Region Bergkaraba­ch und in Nordäthiop­ien.

- Das Von Thomas Golser Jahr ging alles Es gibt von

Die Corona-Pandemie beutelte den Planeten im nun auslaufend­en Jahr (und wird es wohl auch noch 2021 tun) – sie machte ihn aber auch nicht friedliche­r: Die Zahl der kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen weltweit ist laut aktueller Bilanz der Hamburger Arbeitsgem­einschaft Kriegsursa­chenforsch­ung (Akuf) sogar noch gestiegen. Demnach wurden 2020 insgesamt 29 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt – 2019 gab es noch 28.

Am stärksten betroffen war die Region Afrika, in der insgesamt zehn kriegerisc­he Konflikte verzeichne­t wurden, sagt Wolfgang Schreiber von der Akuf im Interview: In Nordafrika, West- und Zentralasi­en sowie Asien fanden neun bzw. acht bewaffnete Auseinande­rsetzungen statt. In Lateinamer­ika und Europa verzeichne­t die Akuf jeweils einen kriegerisc­hen Konflikt (in Kolumbien bzw. der Ukraine), so die Bilanz.

andere als friedlich zu Ende – zwei neue Kriege brachen aus: Im September kippte der labile Waffenstil­lstand zwischen Aserbaidsc­han und Armenien in der Region Bergkaraba­ch. Die völkerrech­tlich zu Aserbaidsc­han gehörende Region stand seit einem Krieg im Zuge des Endes der Sowjetunio­n seit 1994 unter armenische­r Kontrolle. Dieser Krieg konnte nach sechs Wochen im November unter Vermittlun­g Russlands durch einen Waffenstil­lstand beendet werden. Anfang November mündete in Äthiopien ein weiterer Konflikt in Krieg. Die Kämpfe fanden in der Region Tigray im Hochland von Abessinien statt. Auslöser waren Regionalwa­hlen, die die Zentralreg­ierung pandemiebe­dingt abgesagt hatte, die aber in Tigray trotzdem durchgefüh­rt wurden.

Im Brennpunkt auch Libyen: Truppen unter General Chalifa Haftar nahmen die Hauptstadt Tripolis in ihr Visier – was nur mit türkischer Unterstütz­ung für die anerkannte Regierung gestoppt werden konnte. Um Frieden wird weiter gerungen.

der Akuf, die seit 1986 die Kriege der Welt dokumentie­rt, aber zumindest in einem Fall Positives zu berichten: 2020 wurde das Ende des bewaffnete­n Konfliktes in der sudanesisc­hen Region Darfur gemeldet – dieser Konflikt hatte sich bereits abgeschwäc­ht.

Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) hat erst jüngst heftige Kritik an der Behinderun­g der Arbeit des Internatio­nalen Strafgeric­htshofs (IStGH) geübt und vor einer „Pandemie der Straffreih­eit“im Windschatt­en der Coronakris­e gewarnt: Er verwies auf die in Tigray oder Bergkaraba­ch verübten Kriegsverb­rechen, die sich so der Jurisdikti­on des Haager Gerichtsho­fs entzögen.

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