Wenn ein Polizist Hilfe braucht
Auch Polizisten benötigen nach belastenden Amtshandlungen eine Anlaufstelle, um traumatisierende Vorfälle zu bewältigen. Fünf speziell geschulte Kollegen bieten in Kärnten Hilfe an.
Von Claudia Beer-Odebrecht
Dieser Einsatz war zu heftig für mich, mir geht es nicht gut.“Polizisten erleben mitunter an einem Tag mehr belastende Situationen als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Die Bilder im Kopf von verstorbenen Kindern, verzweifelten Angehörigen am Unfallort, Selbstmorden oder anderen belastenden Eindrücken wird man oft viele Jahre lang nicht los. „Zuerst funktioniert man noch, denn die Belastung tritt meistens zeitverzögert auf “, sagt Gerald Huber. Der 48-jährige ehemalige Cobra-Beamte koordiniert bei der Kärntner Polizei den sogenannten Peer Support („Kollegen-Unterstützung“), eine Einrichtung des Psychologischen Dienstes im Innenministerium.
„Es hat nichts mit Schwäche zu tun, wenn es Kollegen nach einer Amtshandlung schlecht geht.“Ob jemand überhaupt belastet sein kann, ist individuell. „Für einen Kollegen reicht schon ein bestimmter Geruch am Tatort, für den anderen ist es eine extreme Belastung, wenn Kinder betroffen sind“, sagt Huber. „Man weiß nicht, was der Kollege vorher schon erlebt hat.“
Seine Aufgabe ist es, Polizisten, die belastende Amtshandlungen hinter sich haben, Hilfe aus den eigenen Reihen anzu
Derzeit gibt es in Kärnten fünf Beamte, darunter zwei Frauen, die dafür eine SpezialAusbildung absolviert haben. Sie üben diese Tätigkeit zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit aus und sind rund um die Uhr in Bereitschaft. Heuer gab es allein in Kärnten über 40 Beratungen. Dabei wurden 33 Personen in Einzel-, Gruppengesprächen und telefonischen Kurzinterventionen betreut.
„Der Vorteil unseres Teams besteht darin, dass die Peers
Es hat nichts mit Schwäche zu tun, wenn es Polizisten nach einer Amtshandlung schlecht geht. dieselbe Sprache sprechen und interne Abläufe und Vorgänge kennen“, sagt Huber. Kollegen werden telefonisch kontaktiert, um nachzufragen, wie es Ihnen geht.
Es gibt aber auch Vorgesetzte, die sich Sorgen um Mitarbeiter machen und sich aktiv an den Peer Support wenden. Oft haben Bebieten. amte Hemmungen, sich gerade gegenüber Kollegen zu öffnen, und befürchten dienstrechtliche Konsequenzen. „Sich zu öffnen ist natürlich ein heikles Thema“, sagt Huber. „Aber unser oberstes Gebot ist die Verschwiegenheit. Darauf kann jeder Betroffene vertrauen.“Ein Peer hört zu,
Peer-Koordinator