Sportliche Hürden meistert er mit links
Benjamin Klotz hat nur einen Unterarm. Der 20-Jährige spielt trotzdem Volleyball – und das bei HIB Graz in der 2. Landesliga.
Bereits seit seiner Geburt fehlt Benjamin Klotz der rechte Unterarm. „Ich weiß nicht genau, warum. Ich weiß nur, dass die Ärzte nichts gesehen haben“, sagt der 20jährige Grazer. Auf seine Begeisterung für den Sport hatte das aber nie Einfluss. „Früher habe ich immer Fußball gespielt. Als Stürmer und Ersatztormann“, sagt er und muss lachen. „In der U13 hat sich unser Tormann am Anfang vom Spiel an der Hand verletzt. Also bin ich eingesprungen.“Auch die Reaktionen der Gegner vergisst Klotz nicht: „Sie haben so geschaut, als wäre das ein schlechter Scherz. Sie haben es dann immer mit Weitschüssen versucht, ich habe aber alles locker runtergefangen.“Bis zur U17 spielte er noch als Feldspieler bei Ries/Kainbach, dann hing er die Schuhe an den Nagel.
Eine Armprothese erwies sich
mehr als störend denn helfend. „Ich habe es als kleines Kind probiert, dann länger nicht und mit 12, 13 Jahren noch einmal. Aber es hat die Bewegungsfreiheit so eingeschränkt, also verwende ich keine Prothese.“Nachdem sich der Luftfahrt/Aviation-Student im Badmintonsport wohlgefühlt hat, tätigte er im Jahr 2017 eine – nicht ganz ernst gemeinte – Aussage: „Freunde von mir haben bei einem Beachvolleyballturnier mitgespielt und ihnen ist jemand ausgefallen. Also habe ich zum Spaß gemeint, ich spiele mit. Sie haben die Idee gut gefunden. Damit habe ich nicht gerechnet.“
Perfekt war der erste Auftritt mit dem Volleyball noch nicht, gibt Klotz zu. „Aber Potenzial war schon irgendwie zu erkennen. Also bin ich in diesem Sommer öfter mit meinen Freunden beachen gewesen.“Und weil Ehrgeiz schon immer treuer Begleiter von Klotz war und ist, „wollte ich nicht nur einfach so mitgezogen werden. Ich wollte mich verbessern. Einer der Burschen, die beim Beachvolleyballspielen dabei war, hat in der Halle bei HIB gespielt und ich habe ihm gesagt, dass ich gern einmal zum Training kommen würde.“
Gesagt, getan. Die Integration in die Mannschaft hat „so perfekt und unkompliziert funktioniert. Ich wollte eigentlich ja nur mittrainieren, um besser zu werden. Ein Meisterschaftsspiel war da noch lange kein Thema für mich.“Erst spielte Klotz in einem Mixed-Team, dann in der Herrenmannschaft und mittlerweile da sogar in der 2. Landesliga. „Es ist schon schwierig, weiter in die Zukunft zu schauen. Vor zwei Jahren habe ich gesagt, ich möchte in einer Herrenmannschaft spielen. Dann war mein Ziel, Stammspieler zu werden. Das bin ich mittlerweile. Dann sind wir in die 2. Landesliga aufgestiegen. Dass so etwas für mich einmal möglich sein würde, hätte ich mir nie gedacht.“
Beim Blocken fällt es natürlich auf, dass Klotz nur mit dem linken Arm arbeiten kann. „Aber jetzt probiere ich, die rechte Seite beim Blocken mitzunehmen.“Ansonsten ist für den Grazer kein Nachteil im Vermeist gleich zu Menschen mit zwei Armen zu erkennen. „Ich bin der Meinung, dass mein größter Nachteil meine Körpergröße ist. Ich bin nur 1,77 Meter groß. Vielleicht geht sich die 1. Landesliga einmal aus. Mehr ist alleine von der Größe aber wohl nicht drinnen“, sagt der Diagonalangreifer.
Obwohl es auch eine Volleyballmannschaft für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt, hat sich Klotz dagegen entschieden. „Gereizt hat mich das schon. Aber da habe ich immer nur SitzvolleyballTeams gefunden. Und es funktioniert ja jetzt so auch für mich. Die Leute sind alle super, das gefällt mir.“Negative Erfahrungen habe er bisher noch keine gemacht. „Zumindest sind nur die positiven in Erinnerung geblieben.“
Den Alltag meistert der Steirer, der seit diesem Jahr in einer Vierer-Wohngemeinschaft lebt, ohne größere Probleme. „Ich kenne es ja nicht anders. Es ist für mich alles einfacher, als es für viele aussieht.“
Eines der Erfolgsrezepte? „Nie den Humor verlieren. Es kommt bei anderen Menschen immer besser an, wenn man sich selbst treu bleibt und auch einmal über sich selbst lachen kann.“