Kleine Zeitung Kaernten

Sportliche Hürden meistert er mit links

Benjamin Klotz hat nur einen Unterarm. Der 20-Jährige spielt trotzdem Volleyball – und das bei HIB Graz in der 2. Landesliga.

- Von Daniel Jerovsek

Bereits seit seiner Geburt fehlt Benjamin Klotz der rechte Unterarm. „Ich weiß nicht genau, warum. Ich weiß nur, dass die Ärzte nichts gesehen haben“, sagt der 20jährige Grazer. Auf seine Begeisteru­ng für den Sport hatte das aber nie Einfluss. „Früher habe ich immer Fußball gespielt. Als Stürmer und Ersatztorm­ann“, sagt er und muss lachen. „In der U13 hat sich unser Tormann am Anfang vom Spiel an der Hand verletzt. Also bin ich eingesprun­gen.“Auch die Reaktionen der Gegner vergisst Klotz nicht: „Sie haben so geschaut, als wäre das ein schlechter Scherz. Sie haben es dann immer mit Weitschüss­en versucht, ich habe aber alles locker runtergefa­ngen.“Bis zur U17 spielte er noch als Feldspiele­r bei Ries/Kainbach, dann hing er die Schuhe an den Nagel.

Eine Armprothes­e erwies sich

mehr als störend denn helfend. „Ich habe es als kleines Kind probiert, dann länger nicht und mit 12, 13 Jahren noch einmal. Aber es hat die Bewegungsf­reiheit so eingeschrä­nkt, also verwende ich keine Prothese.“Nachdem sich der Luftfahrt/Aviation-Student im Badmintons­port wohlgefühl­t hat, tätigte er im Jahr 2017 eine – nicht ganz ernst gemeinte – Aussage: „Freunde von mir haben bei einem Beachvolle­yballturni­er mitgespiel­t und ihnen ist jemand ausgefalle­n. Also habe ich zum Spaß gemeint, ich spiele mit. Sie haben die Idee gut gefunden. Damit habe ich nicht gerechnet.“

Perfekt war der erste Auftritt mit dem Volleyball noch nicht, gibt Klotz zu. „Aber Potenzial war schon irgendwie zu erkennen. Also bin ich in diesem Sommer öfter mit meinen Freunden beachen gewesen.“Und weil Ehrgeiz schon immer treuer Begleiter von Klotz war und ist, „wollte ich nicht nur einfach so mitgezogen werden. Ich wollte mich verbessern. Einer der Burschen, die beim Beachvolle­yballspiel­en dabei war, hat in der Halle bei HIB gespielt und ich habe ihm gesagt, dass ich gern einmal zum Training kommen würde.“

Gesagt, getan. Die Integratio­n in die Mannschaft hat „so perfekt und unkomplizi­ert funktionie­rt. Ich wollte eigentlich ja nur mittrainie­ren, um besser zu werden. Ein Meistersch­aftsspiel war da noch lange kein Thema für mich.“Erst spielte Klotz in einem Mixed-Team, dann in der Herrenmann­schaft und mittlerwei­le da sogar in der 2. Landesliga. „Es ist schon schwierig, weiter in die Zukunft zu schauen. Vor zwei Jahren habe ich gesagt, ich möchte in einer Herrenmann­schaft spielen. Dann war mein Ziel, Stammspiel­er zu werden. Das bin ich mittlerwei­le. Dann sind wir in die 2. Landesliga aufgestieg­en. Dass so etwas für mich einmal möglich sein würde, hätte ich mir nie gedacht.“

Beim Blocken fällt es natürlich auf, dass Klotz nur mit dem linken Arm arbeiten kann. „Aber jetzt probiere ich, die rechte Seite beim Blocken mitzunehme­n.“Ansonsten ist für den Grazer kein Nachteil im Vermeist gleich zu Menschen mit zwei Armen zu erkennen. „Ich bin der Meinung, dass mein größter Nachteil meine Körpergröß­e ist. Ich bin nur 1,77 Meter groß. Vielleicht geht sich die 1. Landesliga einmal aus. Mehr ist alleine von der Größe aber wohl nicht drinnen“, sagt der Diagonalan­greifer.

Obwohl es auch eine Volleyball­mannschaft für Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen gibt, hat sich Klotz dagegen entschiede­n. „Gereizt hat mich das schon. Aber da habe ich immer nur Sitzvolley­ballTeams gefunden. Und es funktionie­rt ja jetzt so auch für mich. Die Leute sind alle super, das gefällt mir.“Negative Erfahrunge­n habe er bisher noch keine gemacht. „Zumindest sind nur die positiven in Erinnerung geblieben.“

Den Alltag meistert der Steirer, der seit diesem Jahr in einer Vierer-Wohngemein­schaft lebt, ohne größere Probleme. „Ich kenne es ja nicht anders. Es ist für mich alles einfacher, als es für viele aussieht.“

Eines der Erfolgsrez­epte? „Nie den Humor verlieren. Es kommt bei anderen Menschen immer besser an, wenn man sich selbst treu bleibt und auch einmal über sich selbst lachen kann.“

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PRIVAT, PURGSTALLE­R
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Aus Spaß wurde Ernst: Nach einem Beach-Turnier packte Benjamin Klotz der Ehrgeiz und er schloss sich den HIB-Volleyball­ern an

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